Kommentar: HENNING BLEYL über den Kunsthallen-Umbau
: O Säule, o Rotunde

Wenn die BremerInnen morgen in Scharen ihre neue alte Kunsthalle „stürmen“, werden sie sich irgendwann an das Goetheplatz-Theater erinnert fühlen. Dessen Renovierung vor fünf Jahren huldigte der selben Vorliebe für dunkles edles Holz an hellem Stein, mit dem jetzt auch die Berliner Architekten Hufnagel, Pütz und Rafaelian die Seitenflügel des Museums ausgebaut haben. Sie sind Ausdruck und Ausfluss der Idee, mit einer ebenso zurück- wie „werthaltigen“ Ausstattung die Brücke zwischen Alt- und Neu zu schlagen.

Größtenteils darf dieser nicht allzu risikofreudige Versuch als gelungen gelten. Allerdings gibt es neben der äußerst bedauerlichen Schließung der Rotunde eine weitere Achillesferse der architektonischen Umformung: nichts Unwichtigeres als den Eingang. Die Hinzufügung von Stufen – und die natürlich notwendige Erweiterung der Barrierefreiheit – hat das „Gesicht“ der Halle durchaus verändert, nicht zuletzt durch die Amputation der dorischen Säulen. Die haben zwar in Gegensatz zu ihren ionischen oder korinthischen Kollegen keine Basiskapitelle, die nun unsichtbar in der Treppe stecken würden – wirken jedoch trotzdem wie Beine in zu kurzen Hosen.

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