Zukunftsstreit zum Tarifvertrag: Arbeiter warnen Airbus

Airbus will ein Angebot vorgelegt haben, das "seinesgleichen sucht", das Unternehmen verlangt zu viele Opfer für die Standortsicherung, klagt die IG Metall. Und droht mit Warnstreik.

Der Militärtransporter A 400M sichert auch in Bremen Arbeitsplätze - hier wird der Rumpf zum Transport nach Sevilla in die Beluga geladen. Bild: dpa

Die rund 3.000 Flugzeugbauer des Bremer Airbus-Werkes sollen heute nicht arbeiten. Nach 18-monatigen vergeblichen Verhandlungen um einen "Zukunftstarifvertrag" hat die IG Metall die Arbeiter aller drei Schichten zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Gleichzeitig sollen auch ihre 13.000 Kollegen in Stade, Buxtehude und Hamburg streiken.

"Die Kollegen sollen sich gegen 10 Uhr zur Kundgebung vor dem Werkstor versammeln", sagt IG-Metall-Sekretär Heiko Messerschmidt.

Die Gewerkschaft bringt auf, dass Airbus im Gegenzug für Beschäftigungsgarantien die Belegschaft verpflichten will, bis 2020 deutlich produktiver zu werden. "Um insgesamt 1,1 Milliarden Euro, in allen deutschen Werken, bis 2020", sagt Airbus Sprecher Florian Seidel.

"Die Berechnung ist total falsch", sagt Messerschmidt. Tatsächlich würde der Flugzeugbauer von seinen Arbeitern einen Effizienzsprung im Wert von 5,5 Milliarden verlangen. Das käme einer Leistungssteigerung von acht Prozent gleich. "Wir halten zwei bis drei Prozent für realistisch", sagt die Gewerkschaft.

Die Unternehmensführung hat derweil kein Verständnis für den Streiktag der Gewerkschaft. "Das Angebot, das wir den Beschäftigten machen, das sucht in allen Industrien seinesgleichen", sagt Airbus-Sprecher Seidel. "Wir bieten eine Standortgarantie bis Ende 2020, das muss man sich mal vor Augen führen." Was genau die Beschäftigten dafür tun sollen, will Seidel nicht sagen - das gehe "zu sehr in die Details". Gerade der Umstand, dass die "Orderbooks voll sind", zwinge zu den Produktivitätszuwächsen. "Nur so bleiben wir die Nummer eins."

Was passiert, wenn die Tarifpartner sich nicht einigen, ist offen. Das Szenario, die zersplitterte deutsche Werkslandschaft zugunsten der französischen Unternehmenszentrale zu bereinigen, schwingt bei allen Verhandlungen mit. "Darüber reden wir nicht", sagt Seidel - ihm gehe es "nur um Beschäftigungssicherung in Deutschland."

Die Drohung mit der Produktionsverlagerung nach Frankreich sei "unredlich und unrealistisch", sagt Messerschmidt. Gleichwohl habe ein Airbus-Manager sie kürzlich via Bild-Zeitung ausgesprochen.

Wichtig ist der Gewerkschaft eine Eindämmung der Leiharbeit, auch wenn Leiharbeiter bei Airbus entgeltmäßig nach kurzer Zeit der Stammbelegschaft gleichgestellt werden. Über 3.500 der 16.000 Airbus-Beschäftigten seien Zeitarbeiter, oft seien sie jahrelang bei Airbus. "Das ist viel zu viel", sagt Messerschmidt. "Wir wollen mehr Festanstellung." 15 Prozent seien als Obergrenze akzeptabel.

Das Bremer Werk ist der zweitgrößte Airbus-Standort in Deutschland. Die Flügel sämtlicher Großraumflugzeuge werden hier ausgerüstet, bevor sie zur Endmontage nach Toulouse gebracht werden. Neben der Entwicklung werden in Bremen jährlich 2,5 Millionen Komponenten für Rumpf und Landesysteme gefertigt.

Wann die Verhandlungen weitergehen, ist unklar - es gibt noch keinen neuen Termin.

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