KOMMENTAR: EIKEN BRUHN ÜBER DROGENFREIHEIT
: Markige Spüche helfen nicht

Auch am Freitag konnte man sie wieder hören, die markigen Sprüche. „Kinder haben in einem Haushalt, in dem Drogen genommen werden, nichts verloren“, sagten sinngemäß Rita Mohr-Lüllmann von der CDU und Klaus Möhle von der SPD, nachdem sie dem Vortrag des Toxikologen Fritz Pragst gelauscht hatten. Ähnlich hatten die beiden im Untersuchungsausschuss zum Tod des Kleinkindes Kevin verbal auf den Tisch gehaun, Möhle damals noch für die Grünen.

Andere MitarbeiterInnen der Sozialbehörde und des Amts für soziale Dienste machen es sich nicht so leicht. Auch sie würden wohl jedem Kind wünschen, bei suchtfreien Eltern – dazu gehören auch andere Abhängigkeiten, nicht nur von illegalen Drogen – aufzuwachsen. Sie wissen aber aus ihrer Arbeit mit Suchtkranken und ihren Familien, dass es Umstände gibt, unter denen es für Kinder trotz des Drogenmissbrauchs ihrer Eltern besser sein kann, bei ihnen zu bleiben als von ihnen getrennt zu werden. Das heißt nicht, dass es ihnen dort gut geht – aber eben auch nicht zwangsläufig schlechter als im Heim oder einer Pflegefamilie. Aber von solch komplexen Lebensrealitäten wollen viele Menschen nichts wissen. Warum auch – es gibt ja andere, die sich den Kopf darüber zerbrechen müssen, womit sie den Kindern am besten helfen.