„Sorgfältig schichtweise!“

WISSENSCHAFT Schüler dürfen nach echten Schätzen graben – sollen sich aber nicht so fühlen

■ ist in Bremen unter anderem für die Altstadtarchäologie zuständig. Kürzlich fand er im Stephanigraben das abgebildete Kettenhemd samt Geschoss-Spitze.

taz: Herr Bischop, Sie graben heute mit Grundschülern nach archäologischen Funden. Können Kinder vorsichtig genug vorgehen?

Dieter Bischop: Mit Fünft- und Sechstklässlern habe ich schon gegraben, das ging zum Teil sehr gut. Man muss ihnen natürlich das Schatzgräber-Feeling nehmen und ihnen klar machen, wie wichtig es ist, sorgfältig und schichtweise zu graben, damit die Funde nicht aus ihrem Zusammenhang gerissen werden. Insofern ist unsere morgige Aktion durchaus ein Experiment. Es ist möglich, weil es sich um eine Abraum-Grabung handelt: Es geht um Füllmaterial aus dem Graben der Stephani-Stadtmauer zwischen Doventor und Abbentor, das dort in zwei Phasen zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert eingebracht wurde. Wegen des Zeitdrucks der aktuellen Bauarbeiten am Fundort musste das ausgehobene Erdreich auf einem Außengelände zwischengelagert werden.

In diesem Erdreich haben Sie bereits tolle Dinge wie ein Kettenhemd, Ambrustbolzen, Musketenkugeln, Münzen aus Antwerpen und eine spätmittelalterliche Krippenfigur gefunden. Insofern können sich die SchülerInnen doch schon Hoffnungen machen, oder?

Möglich ist alles! Und sie werden auch alles mögliche einsammeln, was wir dann ausgiebig begutachten werden. Aber nicht jedes Knöchelchen ist von Bedeutung.

Welche Erdmenge muss den untersucht werden?

Wegen des Freimarkts musste da schon ein bisschen zusammengeschoben werden. Aber es sind immer noch rund 20 LKW-Ladungen voll.

INTERVIEW: HENNING BLEYL