BRAINSTORM

Zu früh starb Karl Marx, um einen Band über den Staat zu verfassen. Es blieb an späteren Theoretikern, festzustellen, dass er die Grundlagen kapitalistischer Produktion zu sichern hat, die Eigentumsverhältnisse schützt und gewährleistet, dass Verträge für alle Untertanen gelten. Für feministische StaatstheoretikerInnen wie Anita Fischer jedoch ist der Staat durchaus nicht geschlechtsneutral, wenn etwa – ganz arbeitsteilig – die Frauen an den heimischen Herd gekettet sind. In ihrem Vortrag „Staat und Geschlechterverhältnisse“ am Freitag um 20 Uhr im Infoladen Bremen wird Fischer in die feministische Staatstheorie einführen und auch die Grenzen und Potenziale von Rechten diskutieren, die Frauen sich gegenüber dem Staat erstritten haben.

Vieles hingegen hat Marx vor seinem Tod noch aufgeschrieben. Unter anderem, dass die Interessen der Arbeiterklasse denen der Kapitalisten entgegenstehen. Diese Einsicht verlor mit der Ausweitung des Dienstleistungssektors an Akzeptanz. Werner Seppmann hält das für verräterisch. Im Frühjahr erschien dazu sein Buch „Die verleugnete Klasse“, und am Dienstag hält er dazu den Vortrag „Realität oder Fiktion? Zur Arbeiterklasse heute“, um 20 Uhr in der Villa Ichon.

Unbequeme Fragen stellen“ wollten auch viele linke Wissenschaftler früher an der Uni Bremen. Drei von ihnen sind Frieder Nake, Inge Schmitz-Feuerhake und Fritz Storim. Unter gleichem Titel sprechen sie am Mittwoch im Rahmen von „Ein Schritt vor, zwei zurück: 40 Jahre Uni Bremen“ ab 19 Uhr ebendort in Raum MZH 1470 über den Umgang mit kritischer Wissenschaft früher und heute. Über Berufsverbote, den Zwang, Drittmittel einzuwerben, und die persönlichen Erfahrungen mit derlei Arten der Repression werden sie berichten. Vor allem Schmitz-Feuerhake hat lange einen Bogen um Bremen gemacht, nachdem sie für ihre Forschungen zu Leukämie-Fällen rund um das Atomkraftwerk Krümmel stark angegriffen wurde. jpb