Krippen: mehr Plätze, zentrales Verfahren

SOZIALES Die Sozialsenatorin Anja Stahmann stellte ihren Ausbauplan für die Kleinkindbetreuung vor. Ab 2012 sollen Ein- und Zweijährige eine Nummer bekommen, um Mehrfachanmeldungen zu verhindern

„Die wollen nicht ein Jahr warten, nur weil das Kind im November geboren wurde“

Ab nächstem Sommer soll für 35 Prozent der ein- bis dreijährigen Kinder ein Betreuungsplatz bereit stehen – wie das funktioniert, erklärte gestern Sozialsenatorin Anja Stahmann (Die Grünen). 1.234 neue und damit insgesamt 4.750 Plätze soll es am 1. August 2012 geben. Der größte Teil mit 865 Plätzen wird dadurch entstehen, dass Zweijährige, die bis zum 31. Dezember drei Jahre alt werden, in den Kindergärten aufgenommen werden. Das sei kein „Rechentrick“, sagte Stahmann, sondern erfülle einen seit langem vorgetragenen Elternwunsch. „Die wollen nicht ein Jahr warten, nur weil das Kind im November und nicht im Juli geboren wurde“, sagte Stahmann.

Als Kindergärten werden Einrichtungen bezeichnet, in denen Kinder von drei bis sechs Jahren betreut werden. Um dort den Bedürfnissen jüngerer Kinder gerecht zu werden, solle das Personal „verstärkt“ werden, so Stahmann. Und es müssten Sanitäranlagen umgebaut und Spielgeräte angeschafft werden.

Die Sozialsenatorin kündigte an, dass das Anmeldeverfahren wie bei den Drei- bis Sechsjährigen zentral gesteuert werden soll. Mit dem Start der Anmeldezeit ab Januar 2012 bekommen Eltern, deren Kinder vor dem 31. Juli 2011 geboren wurden, eine Identifikationsnummer. Damit sollen Mehrfachanmeldungen verhindert werden. Stahmann sagte, sie gehe davon aus, dass einige Eltern ihre Kinder dennoch weiter bei mehreren Einrichtungen anmelden werden und es Anlaufschwierigkeiten geben werde. Das Ziel sei, ab 2013 Plätze systematisch nach Bedarf zu vergeben, auch Wünsche nach Betreuungszeiten zu berücksichtigen. Wer keine Nummer bekommt, könne diese beantragen. Dies gelte auch jene, die nach dem 31. Juli geboren wurden.

Noch keine Zusage über eine bessere finanzielle Ausstattung kann Stahmann den privaten Elternvereinen machen, die rund ein Drittel der Krippenplätze stellen. Darüber würde koalitionsintern noch verhandelt, ebenso wie über die Frage nach höheren Elternbeiträgen. In den letzten vier Jahren habe es trotz steigender Preise etwa für Energie keine Erhöhungen gegeben. Diskutiert werden müsse auch über Beitragsgerechtigkeit, so Stahmann. Derzeit liegt der höchste Satz, den Eltern für eine achtstündige Betreuung mit Mittagessen zahlen, bei 257 Euro monatlich. Dies gilt für Familien mit einem Jahresbruttoeinkommen von 55.220 Euro und mehr. EIB