„Wir feiern das nicht“

FESTE Nach der Bibel ist Jesus im Herbst geboren. An „Weihnachten“ feierte man in Rom den Sonnengott

■ 39, von Beruf Versicherungsfachmann, ist Sprecher der 2000 Zeugen Jehovas im Lande Bremen.

taz: Haben Sie als Kind Weihnachten noch klassisch gefeiert?

Nein, meine Eltern waren auch Zeugen Jehovas.

Was haben Sie als Kind an Weihnachten gemacht?

Weihnachten war für uns kein besonderes Fest. Das waren freie Tage, an denen wir Gelegenheit hatten, Verwandte zu besuchen.

Warum feiern die Zeugen Jehovas Weihnachten nicht?

Weil wir nach dem, was wir aus der Bibel wissen, das Weihnachtsfest nicht mit Jesus in Verbindung bringen können.

Wer hat das denn erfunden?

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Ursprung in den heidnischen Kulten um den Sonnengott lag und dem Sonnenwendfest.

Im alten Rom?

Genau.

Ist die Rolle des Lichtes auch ein heidnisches Erbe?

In der Bibel steht, dass Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt.

Wann ist denn Jesus geboren, wenn nicht Weihnachten?

Wenn er zu Pfingsten gestorben ist und das im Alter von 33 und einem halben Jahr, so steht es in der Bibel, dann muss er im September oder Oktober geboren sein.

Warum steht das genaue Geburtsdatum nicht in der Bibel?

Offensichtlich legte Jesus keinen Wert auf seinen Geburtstag. Im Gegenteil. Er gebot er seinen Jüngern, seinen Todestag zu feiern.

Ist es für Ihre Kinder nicht traurig, wenn alle anderen Geschenke kriegen?

Wir erklären unseren Kindern ja die Hintergründe. Und wir haben im Jahresverlauf andere Festtage, an denen es Geschenke gibt.

Zu Weihnachten gibt es nichts?

Nein.

Man könnte doch sagen: Egal, wir feiern die Feste so, wie sie fallen.

Jedem ist das persönlich überlassen. Aber wenn die Geburt Jesu gefeiert werden soll, ist es das falsche Datum.   Interview: kawe