Frühgeborenenstation ist wieder eröffnet

HYGIENE-SKANDAL Nach zwei Monaten Desinfektion und Umbau wurde gestern die Neonatologie am Klinikum Mitte offiziell wieder eröffnet. Die Bettenzahl wurde geringfügig herab gesetzt

Seit Sonntagabend ist die wegen des Keimbefalls vorübergehend geschlossene Frühgeborenenstation am Klinikum Mitte wieder belegt: Mit einem kleinen Jungen, der einen Tag vor der offiziellen Wiedereröffnung zur Welt kam.

Nachdem sich in den vergangenen Monaten mehrere Frühgeborene mit einem lebensgefährlichen Darmkeim infiziert hatten und drei von ihnen gestorben waren, wurden in der zweimonatigen Schließzeit alle Räume desinfiziert, neu eingerichtet und nach Empfehlungen von externen Hygieneexperten umgebaut, sagte gestern der kommissarische Chefarzt der Neonatologie, Thorsten Körner.

Um einen größeren Abstand zwischen den Brutkästen zu haben, sei die Bettenzahl von 16 auf 14 verringert worden, erklärte ein Sprecher der Krankenhausgesellschaft Gesundheit Nord (Geno). Damit soll die Gefahr der Keimübertragung zwischen den Betten verkleinert werden. Zudem kann die Abteilung nur noch durch eine Schleuse betreten werden, alle anderen Zugänge wurden verschlossen. Ein elektronisches Frühwarnsystem soll künftig Alarm schlagen, wenn Keime gehäuft auf einer Station auftreten. Dieses wird nach Angaben des Klinikverbundes bis zum Ende des ersten Quartals fertig sein.

Außerdem wurde nach Angaben des Sprechers die Zahl der Hygienefachkräfte erhöht, Schulungen von Personal und Eltern sollen verstärkt werden. Und: Wöchentliche Hygienekontrollen von Experten auf den Stationen sollen mögliche Fehlerquellen aufdecken. Zudem werden die Kinderklinik und die Frühgeborenen-Station wieder jeweils von einem Chefarzt geleitet. Den bisherigen Leiter beider Bereiche hatte die Geno-Geschäftsführung fristlos entlassen – obwohl bis heute nicht abschließend geklärt ist, wie es zu dem Keimbefall gekommen war.

Dem Klinikum Mitte entstand wegen der Schließung der Frühgeborenen-Station und dem Geburtenrückgang nach eigenen Angaben ein Schaden in Höhe von rund einer Million Euro. Ein Sprecher sagte, es werde wohl noch „Monate oder sogar Jahre“ dauern, bis das verloren gegangene Vertrauen bei Schwangeren vollständig zurückgewonnen werden könne. Nach Bekanntwerden der Infektionswelle Anfang November gab es deutlich weniger Geburten im Klinikum. 2011 waren es mit 1.040 Geburten insgesamt 100 weniger als 2010. In den anderen Häusern des Klinikverbundes ist die Zahl dagegen leicht gestiegen oder gleich geblieben.

Am Donnerstag wird sich erneut der Untersuchungsausschuss der bremischen Bürgerschaft mit den Vorfällen im Klinikum Mitte beschäftigen. Zwei Hygiene-Experten sind als Sachverständige zu der Sitzung geladen, darunter Klaus-Dieter Zastrow von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Dieser hatte im Focus der Klinikleitung einen chaotischen und hilflosen Umgang mit der Infektionswelle vorgeworfen.

Diese hatte erst Anfang November die Öffentlichkeit und die Gesundheitssenatorin informiert – nachdem der erste Keimbefall im April aufgetreten war und drei Kinder zwischen dem 8. August und dem 27. Oktober gestorben waren. (dpa/dapd)