Kommentar von KLAUS WOLSCHNER zur Lage der Bremer Kliniken
: Klinik-Kultur neu erfinden

Er wollte Reibungsverluste verringern, dezentrale Doppelstrukturen auflösen, Entscheidungswege verschlanken, er wollte alle Fäden der vier „Häuser“ in die Hand bekommen, wenn er sie schon nicht verschmelzen durfte: Diethelm Hansen, der Geschäftsführer der Holding Gesundheit Nord, hatte es zunächst geschafft – und dann ist er jäh abgestürzt. Denn wenn einer alle Fäden in der Hand hat, dann macht er sich selbst verantwortlich für alles, was läuft – und alles, was nicht läuft. Nun ist er verantwortlich gemacht worden.

„Freigestellt“ wurde er aber nicht, weil er nicht wirklich alle Fäden in der Hand halten konnte, sondern weil er auch nach oben, gegenüber der Gesundheitssenatorin und Aufsichtsratsvorsitzenden, den „Macher“ gespielt hat, der sich nicht in die Karten gucken lässt und vor allem nicht hineinreden lässt. Nach vielen Jahren ist der Führungsstil, über den leitende Mitarbeiter der Kliniken klagen, auch für die Senatorin zum Problem geworden.

Was nun ansteht, ist die Entwicklung einer neuen Kommunikationskultur. Seit gestern gibt es den starken Mann nicht mehr, seit gestern müssen die vier Kliniken versuchen, eine neue Leitungskultur zu entwickeln, in der viele Verantwortung übernehmen. Es wird keinen neuen starken Mann geben, der alle entmündigt.

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