Eigen-Anteil: Licht aus beim Rausgehen

Ökologischer zu leben, sollen Bremer ab April in Gruppen lernen können. Am Freitag wurden die Koordinatoren für diese neuen "Klimawerkstätten" geschult

So lebhaft wie der Koordinatoren-Lehrgang am Freitag sollen auch die "Klimawerkstätten" werden. Bild: jpb

Das Fenster zum Garten des Souterrain-Zimmers steht auf kipp. Das ist in Ordnung, denn die Heizung ist aus, alles andere wäre Energieverschwendung. Solche Klima-Sünden zu vermeiden – das müssen die fünf BremerInnen, die sich am Freitag in dem Hinterzimmer im Ostertor versammelt haben, nicht mehr lernen. Es anderen beizubringen aber schon. Sie werden zu KoordinatorInnen geschult, für ein Projekt, das am 20. April in Bremen startet: In „Klimawerkstätten“ sollen bis zu 50 Interessierte ein halbes Jahr lang lernen, ihren Alltag klimafreundlicher zu organisieren.

„Beim Klimawandel darf man nicht nur auf die Politik setzen“, sagt Peter Bargfrede, vom Verein „SozialÖkologie“, der das Projekt mit dem Verein „ÖkoStadt“ in Bremen organisiert. „Man muss bei sich selbst anfangen.“ Und davon sollen nun mehr Menschen überzeugt werden. Nachbarn, Interessierte, noch sind Plätze frei.

Sich in einer Gruppe von 14 Leuten einmal im Monat zu treffen, sich zum klimafreundlichen Konsum zu ermuntern, sich auszutauschen, das ist die Idee. Eine Broschüre gibt‘s, mit Alltags-Tipps und eine Checkliste, um kleine und größere Erfolge festzuhalten: etwa, beim Verlassen des Raumes das Licht auszumachen, zwischen Außenwand und Heizung eine Dämmplatte anzubringen, weniger Fleisch zu essen. Vorträge, Kochkurse oder Exkursionen zu Biohöfen stehen auf dem Programm.

„Es macht einen Unterschied“, sagt Christine Krämer, „ob ich Biomilch aus Bayern oder aus der Region kaufe.“ Krämer hat das Projekt mit Marianne Pfaffinger und in Kooperation mit der TU München bereits im Chiemgau durchgeführt. Viele wüssten nicht, wie stark etwa die Produktion von Torf für Blumenerde oder Palmöl für Lebensmitteln das Klima schädige. Man könne anfangen, jede Woche fünf regionale Produkte zu kaufen, könne den Stromanbieter wechseln oder sich beim Carsharing anmelden.

Der Weg dorthin ist im Projekt nicht weit: Aus dem Verein „ÖkoStadt“ entwickelte sich einst die Carsharing-Firma „Cambio“, der Verein „SozialÖkologie“ ist Partner des Bauernladens im Ostertor. Und neben dem Umweltsenator, der das Projekt mit 7.600 Euro unterstützt, sind die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) mit 12.500 Euro Hauptsponsor. Es gehe aber nicht um Profit, erklärt Krämer, die für die EWS arbeitet. Immerhin ist die EWS als „Strom-Rebell“ bekannt, ging selbst aus einer Bürgerinitiative hervor. Mittlerweile findet deren Ökostrom auch in Bremen Kunden, denen wolle man „etwas zurückgeben“. Denn „Strom sparen heißt auch Geld sparen“, so Krämer. Das Argument, ein Öko-Leben müsse man sich leisten können, zähle daher nicht. Die Koordinatoren zumindest stammen aus dem Umfeld der Vereine, dem Viertel, aus Finndorff oder der Sebaldsbrücker Mittelschicht. Mit den Klimawerkstätten will man nicht „unter sich“ bleiben, aber „es können nicht alle erreicht werden, das ist klar“, so Krämer. „Ohnehin“, ergänzt Peter Bargfrede, „ein Hartz-IV-Empfänger ohne Auto sorgt vermutlich für weniger CO(2)-Ausstoß als ein Akademiker mit PKW und Liebe zu spontanen Inlandsflügen.“

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