Gegen die Orthodoxie moderner Architektur

BAUKUNST Im KWADRAT der Werkstatt Bremen zeigt die Volksbank die Architekten-Entwürfe für den Neubau ihrer Bremer Zentrale – natürlich auch den Wettbewerbssieger, der ab 2013 gebaut werden soll

Unter den zehn Teilnehmern des von der Bremischen Volksbank ausgelobten Architektenwettbewerbs hat das Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez das Rennen gemacht. Sein Entwurf für den geplanten Neubau an der Domsheide ist dem für das neue Gebäude der Landesbank (BLB) am Domhof gar nicht mal so unähnlich.

Kein Wunder, denn auch die BLB hatte im letzten Jahr mehrere Architekten gegeneinander antreten lassen, und sowohl in ihrer als auch in der Jury der Volksbank saßen Bremens Denkmalpfleger Georg Skalecki und Senatsbaudirektor Franz-Josef Höing. Sie begründeten ihr damaliges Votum damit, dass sich das Gebäude einerseits abhebe, andererseits aber gut in den historischen Ort integriere – und Gleiches gilt für den Entwurf der Volksbank: Das Modell der Berliner Architekten greift die hanseatische Bauweise der gegenüberliegenden Glocke auf und ordnet sich angenehm unprätentiös den historischen Gebäuden unter. Damit unterscheidet es sich von den anderen Beiträgen, die teilweise so deplatziert und grell wie Ufos wirken. „Der Respekt vor den alten Häusern gab den Ausschlag für das Staffeldach“, erläuterte Architektin Donatella Fioretti den Sieger-Entwurf. Der Mittelweg zwischen bloßer Kopie und zeitgenössischer Architektur sei ihr und ihrem Partner José Marquez allerdings schwer gefallen: „Die Orthodoxie der modernen Architektur sagt ja eigentlich ganz klar ‚Flachdach‘“.

Mit der nun vorgegebenen Richtung für den Neubau ist nur ein Anfang gemacht. Erst einmal muss der Entwurf in die Endplanung gehen und mit der Stadt abgestimmt werden, ein Bebauungsplan muss erstellt und Investoren gefunden werden. Kosten soll der Neubau laut Jürgen Burhop, Vorstandsmitglied der Bremischen Volksbank „grob und unverbindlich“ 15 Millionen Euro, wobei er zu ungefähr 35 Prozent von der Bank genutzt werden soll. So sei die Hälfte des Erdgeschosses dem Einzelhandel vorbehalten. Wenn ein geeignetes Ausweichquartier gefunden ist, sollen die Abrissarbeiten der 50 Jahre alten Geschäftsstelle an der Domsheide Endes des Jahres beginnen. SIMONE SCHNASE

KWADRAT, Kaisen-Brücke, bis 11.  4.