„Ein Schreckgespenst“

LESUNG Cornelia Stolze erklärt, warum „Alzheimer“ eine profitable Schwindelkrankheit ist

■ Journalistin, studierte Biologie und hat beim Max Planck Institut für Biochemie gearbeitet.

taz: Frau Stolze, Sie bezeichnen Alzheimer als „fundamentalen Schwindel“ – warum?

Cornelia Stolze: In der Öffentlichkeit wird so getan, als ob Alzheimer eine definierbare Krankheit wäre, samt Früherkennbarkeit und entsprechenden Möglichkeiten zur Medikation. Doch das ist nicht so. Das geben sogar die Ärzte selbst zu und man kann es in den offiziellen Leitlinien zu Demenz nachlesen.

Warum wird so ein „Schwindel“ denn veranstaltet?

Wer Forschungsgelder beantragen will, braucht ein griffiges Etikett. Und Pharmafirmen nutzen das Schreckgespenst „Alzheimer“, um ihren wirtschaftlichen Interessen folgen zu können. Dabei ist Demenz beileibe nicht gleich Demenz, hinter Verwirrung und Persönlichkeitsveränderungen können zahlreiche verschiedene Ursachen stecken. In den USA wurde schon vor 30 Jahren verkündet, dass man in fünf Jahren ein sicheres Heilmittel gegen „Alzheimer“ entwickelt haben würde. Aber bis heute ist noch nicht einmal ein zuverlässiger Nachweis erbracht, dass es diese Krankheit überhaupt gibt.

Wie kann man dann eine ganze Industrie darauf aufbauen?

Demenzkranke sind leichte Opfer. Und es gibt kaum jemanden, der das Krankheitsbild „Alzheimer“ in Frage stellt. Andererseits hat sich keiner der Ärzte, mit denen ich mich in meinem Buch „Vergiss Alzheimer“ kritisch auseinandersetze, beim Verlag beschwert – dadurch fühle ich mich bestätigt. Denn eigentlich sind Mediziner sofort auf den Barrikaden, wenn sie ihren Ruf gefährdet sehen.Interview: Henning Bleyl

Lesung aus „Vergiss Alzheimer“: 18 Uhr, Festsaal der Bürgerschaft