„Das ist keine Therapie“

AUSSTELLUNG Demenzkranke präsentieren Werke, die sie in Kursen der Heimstiftung gemalt haben

■ 46, ist Diplom-Kunsttherapeutin und arbeitet bei der Bremer Heimstiftung als Kunst- und Kulturvermittlerin.

taz: Weckt das Malen Erinnerungen?

Ute Duwensee: Das kann passieren, etwa wenn jemand früher Kurse in der VHS belegt hat und das Setting kennt. Manchmal liegt es sehr lange zurück, dass jemand gemalt hat, das weckt dann Erinnerungen an die Schulzeit. Die Angehörigen einer Teilnehmerin haben einmal berichtet, dass sie zu Hause ihren Malkasten hervorgeholt hat.

Haben die Kurse eine therapeutische Funktion?

Nicht in erster Linie, sie finden ja auch nur einmal im Monat statt. Es geht darum, neue Erfahrungen zu machen, im Hier und Jetzt lebendig zu sein. Wir hören oft von Teilnehmern oder ihren Begleitern, „ohne die Erkrankung hätte ich das gar nicht erlebt“.

Was macht Ihnen an der Arbeit Freude?

Mir ist wichtig, die Menschen nicht nur durch eine Defizit-Brille zu sehen, sondern zu erleben, was sie können, wie sie sich als kompetent erfahren. Zum Beispiel, wenn jemand an alte Erfahrungen anknüpfen kann, wie eine Frau, die früher als Grafikerin gearbeitet hat. Die hat bei uns zum ersten Mal mit Aquarellfarben gearbeitet – das Lernen hört ja nicht auf, wenn man an Demenz erkrankt ist.

Dann unterscheidet sich der Kurs gar nicht so sehr von anderen Malkursen?

Nein. Wenn jemand einen eingeschränkten Seh- oder Orientierungssinn hat, dann ist es zwar schwierig, sich auf dem Blatt zurechtzufinden, die Grenzen zu erkennen. Aber ansonsten ist das weiße Blatt für alle eine Herausforderung, egal ob sie krank sind oder nicht. Ich kann dabei helfen, wenn beim künstlerischen Gestalten Probleme auftreten.

Interview: EIB

15 Uhr, VHS, Faulenstraße 69, 3. Stock; die Atelierkurse sind eine Kooperation mit der VHS und den Kunstsammlungen Böttcherstraße