Raider heißt Twix – sonst ändert sich nix!

Marken im Tourismus versprechen überhaupt nichts mehr. Mit der Konzentration schmelzen die Inhalte dahin

Während sich ein Schokoriegelhersteller in den 90er-Jahren noch die Mühe machte, den Verbraucher darüber aufzuklären, dass sein zwillingsverpacktes Naschwerk nun einen neuen Namen tragen sollte, halten es die Konzerne der Touristik nicht für erforderlich, den Konsumenten über wesentliche Änderungen in der Namensgebung zu informieren. Marken sind zum Spielball der Konzerne geworden. Als der Billigflieger erfunden wurde, hat der TUI-Konzern viel Geld dafür ausgegeben, uns zu erklären, dass man nun zum Taxipreis mit der neuen HLX fliegen könne. Kaum haben wir das verstanden, wird aus dem Taxipreis unter der neuen Marke TUIfly der Smilepreis. Inzwischen bandelt die TUIfly wohl mit der Lufthansa-Tochter GermanWings an, die uns gerade noch „Fröhliche Flynachten“ wünschten. Mitglieder im GermanWings Boomerang Club bekommen wohl öfter Vergleichbares an den Kopf geknallt. Alle anderen müssen sich erst daran gewöhnen. Sollten diese Unternehmen bald mehr als nur balzen, dann erleben wir schon bald den TaxiWingsSmile-Preis, der leicht zum German-Boomerang werden könnte.

Air Berlin hat bis vor kurzem mit dem Spruch „We fly Europe“ versucht, unsere Horizonte zu erweitern. Mit der Übernahme der schweizerischen BelAir wurde das Unternehmen bereits außerhalb der EU tätig und mit dem jüngst akquirierten Ferienflieger LTU liegt nun auch endlich Bangkok innerhalb Europas. Nach der Übernahme der flyDBA wanderte deren Spruch „Die Business-Klasse für alle“ einfach zum Aufkäufer AirBerlin über, der die bisher vollständig fehlende Businessklasse durch ein rein kommunikatives Upgrade sämtlicher Ferienflieger-Sitzplätze zur Business-Class erhebt.

Im Boardmagazin erklärt das Unternehmen unumwunden sein Interesse an der Übernahme des Noch-Wettbewerbers Condor. Die ehemalige CondorNeckermann AG kauft das englische Reiseunternehmen Thomas Cook und macht den englischen Namen der neuen Tochter zur Dachmarke des etablierten Konzerns in Deutschland. Thomas Cook ist den Deutschen in etwa so vertraut wie James Cook. Die Namensähnlichkeit führt dazu, dass so mancher Reisende in einem Bus des Reiseanbieters James Cook sitzt und sich wundert, dass der am Telefon versprochene Traum-Gewinn nun doch nur ein One-Way-Trip war und die Rückreise ganz schön teuer kommt. Aber wen wundert es, wo irgendwie alle miteinander verwandt zu sein scheinen?

Die einzigen Leistungsträger im Tourismus, die ihren Namen nicht einfach ändern können, sind die Destinationen. Die Ausnahme in den 90er-Jahren waren Leningrad und Karl-Marx-Stadt. Hoffen wir, dass es dabei bleibt. Sonst wissen wir bald gar nicht mehr, wo wir hinsollen. Mit wem wir reisen sollen, wissen wir ja jetzt schon nicht mehr.

HOLGER LÜTTERS