Olympia ist out!

WINTERMÄRCHEN Wo kommt nur der Schnee her? München will Austragungsort der Winterolympiade 2018 werden: Doch der Traum vom wirtschaftlichen Schub ist unrealistisch, die Öko-Bilanz negativ

Wenn Ude also als „Gröbazi“ (größter Bürgermeister aller Zeiten) in die Geschichte eingehen will, dann sollte er weise erklären, er habe erkannt, dass einmal „a Rua“ sein muss mit diesem ewigen „Schneller, größer, weiter, teurer“

VON THOMAS PAMPUCH

Vielleicht ist es ja eine Art bayrischer Cäsarenwahn, der den beliebten Münchner Oberbürgermeister Christian Ude auf die Idee kommen ließ, 2018 die Winterolympiade nach München zu holen. Wie bitte? Nach München? Auf den Schuttberg? Nicht doch, „München plus zwei“ oder „Konzept 2-Cluster-plus“ heißt die Schnapsidee . Derlei pharaonische Rohrkrepierer schmücken sich heute gern mit englischen Begriffen, die nicht jeder versteht. München wird jedenfalls zum „Ice-Cluster“ (Eishaufen) einschließlich „Medaillen-Plaza“, IOC-Hauptquartier und Medienzentrum. Den Snow-Cluster (Schneehaufen) wollen sie in Garmisch hinklotzen und am Königssee soll der Bobhaufen plus hingesetzt werden. Oder so ähnlich.

Wie die Aktiven, die Offiziellen, die Journalisten und die Zuschauer bei diesen „Ökospielen“ (O-Ton der Bewerber) da hin- und herkommen sollen, ist nicht ganz klar. Vermutlich in der neuen olympischen Disziplin „Stop and go“, für die man die A 8 und die A 96 allerdings noch ausbauen müsste, damit die Teilnehmer wenigstens vor der Schlussfeier ankommen.

Was im Himmel treibt vernünftige Menschen dazu, eine derartige Super-Mega-Hyper-Sportveranstaltung quer durch ein halbes Bundesland veranstalten zu wollen? Noch dazu im Winter und angesichts einer Entwicklung, die ausreichend Schnee für 2018 eher unwahrscheinlich erscheinen lässt? Dass dann vermutlich milde Temperaturen herrschen, ist im Übrigen keine Schwarzmalerei von Berufs-Kassandras aus der Ökoecke. Diese Befürchtungen haben auch die Ausrichter selbst. Für die Ski-WM 2011 wird bereits jetzt rund um Garmisch Bergwald gerodet: nicht nur für neue und breitere Pisten, sondern auch für weitere Beschneiungsanlagen. Blöd allerdings, dass einige der vergangenen Winter in Garmisch bereits so warm waren, dass auch die Beschneiung nicht mehr funktioniert hat. Da wurde dann der Schnee per Lkw vom Alpenhauptkamm geholt und mit Hubschrauber zur Piste geflogen. Vielleicht könnte man die Olympiateilnehmer ja verpflichten, ihren Schnee selbst mitzubringen?

Nein, Ude, Olympia ist out. Und Winterolympia im Alpenvorland erst recht. Der angebliche wirtschaftliche Schub ist ein Olympiamärchen. Die goldenen Nasen holen sich andere – zumeist Gruppen, die mit Sport wenig zu tun haben. Und mit Ökologie hat der Rummel eh nichts zu tun.

Wenn Ude also als „Gröbazi“ (größter Bürgermeister aller Zeiten) in die Geschichte eingehen will, dann sollte er weise erklären, er habe erkannt, dass einmal „a Rua“ sein muss mit diesem ewigen „Schneller, größer, weiter, teurer“. Und 2018 kann er auf seinem Ruhesitz Mykonos eine Olympiade im Eisstockschießen veranstalten. Auf einer Kunststoffbahn: Plastic-Cluster Mykonos. Das hat er sich verdient.