„Der Absatz lässt sich deutlich steigern“

Christoph Albuschkat vom Weltladen-Dachverband will den Fairen Handel in Deutschland bekannter machen: Vor allem große Kampagnen könnten das bewirken. Doch die meisten Parteien schweigen zu diesem Thema

taz: In welche Richtung sollte sich der Faire Handel entwickeln, und was könnte eine Regierung dafür tun?

Christoph Albuschkat: In Deutschland hatten die Weltläden wie auch die gesamte Bewegung zum Fairen Handel unter der rot-grünen Regierung einen guten Lauf. Das finanzielle Engagement der Bundesregierung und auch das persönliche von Ministerin Wieczorek-Zeul waren sehr gut. Der Erfolg lässt sich an den steigenden Umsätzen im Fairen Handel ablesen. Wir wünschen uns, dass es auch nach der Bundestagswahl so weitergeht.

Wir stehen vor einer Wahl. Welche Forderungen stellen Sie an die Parteien?

Wir brauchen noch lange Zeit finanzielle Hilfen für die Bildungs- und Informationsarbeit. Diese dürfen nicht gekürzt werden. Wir fordern außerdem, dass die Parteien ihr politisches Engagement für den Fairen Handel verstärken. Nur die Grünen äußern sich beispielweise in den Wahlmaterialien zum Fairen Handel. Die anderen Parteien schweigen zu diesem Thema.

Im europäischen Vergleich hat Deutschland Defizite im Fairen Handel. Was muss geschehen?

Der Faire Handel ist in Deutschland noch zu unbekannt. Wir haben Informationsdefizite, die nur mit großen Kampagnen abgebaut werden können. Das können wir nicht leisten, da muss die Regierung ran. Der Absatz fair gehandelter Produkte lässt sich deutlich steigern, wenn wir verstärkt darüber informieren, wodurch sich fair gehandelte Produkte auszeichnen und wo man sie kaufen kann.

Absatzerfolge zeitigen kein politisches Bewusstsein. Ist es ausreichend ausgeprägt?

Nein, das kann man nicht sagen. Auch dort gibt es Defizite, sogar bei Akteuren, die unseren Anliegen recht nahe stehen. Wir wünschen uns, dass beispielweise in kirchlichen Einrichtungen, bei Gewerkschaften und der globalisierungskritischen Bewegung insgesamt fair gehandelte Produkte eine größere Verwendung finden.

Fairer Handel hat ganz wesentlich mit den Strukturen des Welthandels zu tun. Ist die nationale Ebene überhaupt ein sinnvoller Ansprechpartner?

Die wesentlichen Entscheidungen zum Welthandel fallen im Rahmen der WTO. Die Fair-Trade-Bewegung hat sich darauf längst eingestellt. Die Akteure des Fairen Handels haben neun Forderungen für einen gerechten Welthandel formuliert, die unter www.forum-fairer-handel.de eingesehen werden können. Wir richten sie sowohl an nationale Regierungen als auch an die EU und an internationale Einrichtungen.

INTERVIEW: TILMAN VON ROHDEN