In den Container – und dann?

Altkleidung kann fair verwertet werden. Die Probleme: Konkurrenz und Textilmüll

Bis zu 700.000 Tonnen abgelegte Wäsche wandern jährlich in deutsche Altkleidercontainer. Der Markt ist undurchsichtig. Geht die Sammlung wirklich an Bedürftige, oder wird sie Gewinn bringend verkauft? Auch dubiose Sammlerfirmen sind am Markt aktiv. Eine Ausnahme im Alttextil-Dschungel ist „FairWertung“. Der 1994 gegründete Dachverband vereint karitative Institutionen, die mit den Kleider-Erlösen auch soziale Projekte mitfinanzieren. Ein Beispiel: die katholische „Brockensammlung“ in Bielefeld, wo die Erlöse aus 12.000 Tonnen Sammelkleidung auch an afrikanische Partner fließen. Mit dem „Fairwertungs“-Siegel, berichtet Koordinator Rüdiger Wormsbecher, „setzen wir uns deutlich von profitorientierten Sammlern ab.“

„FairWertung“ achtet auf die ökologischen und sozialen Importfolgen in den Zielländern. In Afrika etwa – wo bis zu 80 Prozent der Kleidung aus Altkleiderbeständen eingeführt werden – fehlen noch immer eigene Textilindustrien, und Billigimporte überschwemmen den Markt. „Gute Ware zu fairen Preisen“, sei der Wunsch der Menschen dort, berichtet Andreas Voget, Geschäftsführer von „FairWertung“: Den Aufbau sozialer Strukturen im Gebrauchtwarenhandel – wie die Qualifikation von Kleinhändlern oder Zollbeamten – fördert „FairWertung“ zusammen mit Hilfswerken und Entwicklungshilfe-NGOs.

Doch die kommerzielle Konkurrenz wächst. Und die Zeiten sind vorbei, in denen Altkleiderexporte lukrativ waren, nicht zuletzt für gemeinnützige Organisationen. Denn der Anteil textilen Mülls ist gestiegen, der Verkaufswert sinkt. Folge: Viele Sammler können ihre Kosten nur noch mit Mühe decken. Davor schützt auch das faire Siegel nicht. CHRISTOPH RASCH

www.fairwertung.de