Auf dem Prüfstand

Fair gehandelte Produkte schneiden bei Tests vor allem dann gut ab, wenn sie aus biologischem Anbau stammen. Künftig soll die soziale Verantwortung von Unternehmen bei Warentests stärker berücksichtigt werden

Immer öfter taucht fair Gehandeltes in den Testreihen der großen Verbrauchermagazine auf – und nicht selten schneiden die sie dabei mit Bestnoten ab. Ein „gut“ etwa gab’s von der Stiftung Warentest für den Lacandona-Honig des Fairhandelshauses gepa. Er schnitt als Zweitbester unter 34 Konkurrenten ab. Die eher auf gesundheitliche Verträglichkeit achtende Fachzeitzeitschrift Ökotest verteilte ein „sehr gut“ für die fair gehandelten Biolebensmittel der Firma „Nur Natur“. Fair gehandelter Orangensaft der Marke Pfanner erhielt die Note „sehr gut“.

Werden faire Produkte also qualitativ immer besser? „Als durchgehende Tendenz lässt sich dies in unseren Testergebnissen noch nicht erkennen“, sagt Birgit Hinsch, Lebensmittelredakteurin bei Ökotest. Andere fair gehandelte Kaffee-, Tee- oder Saftprodukte hätten – getestet auf ihren Schadstoffgehalt – im Frankfurter Verbrauchermagazin auch schon mal weniger gut abgeschnitten. „Eindeutiger festzustellen ist eine Qualitätssteigerung dort, wo fair Gehandeltes gleichzeitig auch aus biologischem Anbau stammt.“

Beispiel: der Ceylon Biotee der gepa. Die von den Ökotestern insgesamt für „gut“ befundene Kräutermischung erhielt dort Ende letzten Jahres sogar ein „sehr gut“ für die Bewertung der Inhaltsstoffe: „Im Gegensatz zu mehreren anderen getesteten Schwarztees waren keinerlei Pestizide nachweisbar.“

Harte Fakten – doch im Käuferverhalten scheinen die Empfehlungen und Untersuchungen der Tester nicht immer messbare Wirkung zu zeigen: Der prämierte Pfanner-Orangensaft etwa „ist nach wie vor ein Nischenprodukt“, sagt Marie-Luise Dietrich von der österreichischen Herstellerfirma. Erst bei steigenden Absatzzahlen wolle man bei Pfanner darüber nachdenken, weitere Produkte aus dem Fairen Handel in die eigene Produktpalette aufzunehmen. Dennoch, sagt Dietrich, wolle man den fairen Saft „aus Überzeugung weiter pushen“ – auch, um mit einem typischen für fair gehandelte Produkte Vorurteil aufzuräumen: „Sozial gut, aber Schwächen in der Qualität.“

Anders beim Münchner Feinkosthändler Käfer, dessen TransFair-Schwarztee von Ökotest mit einem „sehr gut“ ausgezeichnet wurde. Dort sieht man das faire Siegel zwar als „zusätzlichen Vorteil“ an, so Firmensprecher Adrian Fopp. Das Label „Fair gehandelt“ sei aber nicht der Hauptgrund für gute Absatzzahlen. „In Zukunft werden wir eher auf TransFair-Produkte verzichten“, kündigt Fopp an – der „Genuss“-Faktor solle wieder in den Mittelpunkt des Marketings rücken.

Welche Effekte die Testergebnisse bei Kunden und Herstellern haben, ist also recht diffus. Dennoch werden künftig mehr denn je nicht nur die stofflichen Kriterien fair gehandelter und anderer Produkte auf dem Prüfstand stehen. Das Fazit einer Bonner Tagung zu fairem Handel im Juli: Die Profi-Tester „werden zukünftig nicht nur die stofflichen Inhalte von Waren prüfen, sondern auch die Unternehmensverantwortung“. Diese „Corporate Social Responsibility“ wird ein gewichtigeres Element der Testreports von Stiftung Warentest, zuletzt etwa bei Lachsen oder Winterbekleidung. Redakteurin Vera Kaftan: „Nach Mitbestimmungsrechten oder Kinderarbeit zu recherchieren ist zwar teuer und aufwändig, aber ein zunehmend wichtigeres Element.“ Nicht immer erhalten die Tester auch die nötigen Informationen aus den Unternehmen – dann stehen Listen mit „schwarzen Schafen“ im Bericht.CHRISTOPH RASCH