Wer wird Hauptstadt?

Jedes Dorf kann den Titel holen, wenn es mit lokalen Projekten den Fairen Handel unterstützt. Ziel des staatlich geförderten Wettbewerbs: Aktionsbündnisse initiieren

Wer künftig in Deutschland regiert, erfahren wir morgen. Welcher Ort in Deutschland für die nächsten zwei Jahre Hauptstadt wird, erst am kommenden Dienstag: Die „Hauptstadt des fairen Handels“, wird im Rahmen der Fairen Woche in Wiesbaden gekürt. Der Wettbewerb wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert, Schirmherrin ist Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD).

Michael Marwede von der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“, die bei der Inwent gGmbH in Bonn angesiedelt ist, weiß als Koordinator des Wettbewerbs längst, wer diesen noch jungen Titel für die nächsten zwei Jahre tragen wird – verrät es vor der Preisverleihung aber nicht. Er lässt nur durchblicken, dass unter den fünf ersten Plätzen – insgesamt gab es 16 Bewerber mit 180 Projektideen – Städte wie Dörfer vertreten sind. Sie teilen sich das Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro. Die Preisträger erhalten zusätzlich ein eigens für den Wettbewerb entwickeltes Gütesiegel, das sie als Erkennungszeichen für künftige Marketinginitiativen nutzen können. Darüber hinaus ist allen übrigen Bewerbern eine Ehrenurkunde sicher – Engagement soll in jedem Fall belohnt werden.

An dem 2003 erstmalig durchgeführten Wettbewerb können Städte, Gemeinden und Landkreise teilnehmen, die durch Aktivitäten vor Ort den Fairen Handel unterstützen. Bewerben konnte man sich in diesem Jahr wieder mit abgeschlossenen Einzelaktionen, aber auch mit Projekten von längerer Dauer. Einige Beispiele: Ein Seniorenheim oder eine Kantine schenkt ausschließlich fair gehandelten Kaffee und Tee aus, die Blumen für die Tischdekoration sind ebenso fair gehandelt. Es ist auch sinnvoll, einen Karnevalswagen mit fair gehandelten Kamellen auszustatten. Es gibt Fördermaßnahmen durch Schulprojektwochen, durch regionale und überregionale Gemeinschaftsaktionen mit Eine-Welt-Gruppen oder durch Maßnahmen, die den Fairen Handel und die lokale Agenda 21 verbinden. „Wer gewinnt, ist unabhängig von Ortsgröße und Einwohnerzahl“, betont Organisator Marwede. Die wichtigsten Kriterien der Jury: Anspruch auf den Hauptstadttitel haben alle eingereichten Projekte und Initiativen, die innovativ und auf andere Settings übertragbar sind, in der Öffentlichkeit eine hohe Wirkung erzielen und helfen, das regionale Netzwerk des Fairen Handels zu stärken. Langfristiges Ziel des Wettbewerbs ist es, die Zusammenarbeit und Vernetzung von Nichtregierungsorganisationen und öffentlichen Institutionen, von Handel und Wirtschaft zu fördern, sodass effektive Aktionsbündnisse entstehen.

Wie wirkungsvoll der Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“ sein kann, zeigte sich im Falle des letztjährigen Preisträgers Dortmund: In diesem regionalen Netzwerk für den Fairen Handel mischen heute doppelt so viele Akteure mit wie 2003.

VERENA MÖRATH

Die Preisverleihung findet am Dienstag, den 20. September, in Wiesbaden statt. Ort und Zeit: Kurhaus Wiesbaden, von 11 bis 13 Uhr. Weitere Informationen: www.service-eine-welt.de