Es darf ein bisschen mehr sein

Auf der 73. Internationalen Grüne Woche sind Biolebensmittel und Energiefragen Themenschwerpunkte. In diesen Bereichen entwickelt sich die Nachfrage besonders stark – schneller als das Angebot. Die Schweiz tritt erstmals als Partnerland auf

VON SVEN KULKA

Noch nie war die Internationale Grüne Woche (IGW) in Berlin so groß wie in diesem Jahr. 1.500 Aussteller bieten den Besuchern vom 18. bis 27. Januar 100.000 kulinarische Produkte aus allen Kontinenten sowie jede Menge Informationen und Ausstellungsbereiche. Unter dem Motto „Grüezi Berlin“ und mit dem bislang größten Messeauftritt präsentiert sich erstmals die Schweiz als Partnerland der Internationalen Grünen Woche Berlin: mit Spezialitäten aus allen Kantonen.

Schwerpunktthemen der diesjährigen Veranstaltung sind nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährung. Auch der wachsende Biomarkt steht auf der Agenda der weltgrößten Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Mit einem Umsatzplus von 18 Prozent legte der deutsche Biomarkt 2006 im Vergleich zum Vorjahr auf 4,6 Milliarden Euro kräftig zu und verzeichnet bereits im dritten Jahr ein zweistelliges Wachstum. Von diesen Entwicklungen profitiert auch der Biomarkt der Internationalen Grünen Woche. In diesem Jahr ist er doppelt so groß und präsentiert sich auf 3.000 Quadratmetern Hallenfläche. Aus landwirtschaftlicher Perspektive ist die gute Entwicklung des Biomarktes einerseits positiv zu bewerten, auf der anderen Seite ist das Ökoflächenwachstum in Deutschland deutlich geringer als das Marktwachstum.

Gute Perspektiven also für innovationsfreudige Landwirte oder solche, die es einmal werden wollen: Auf dem Erlebnisbauernhof der Grünen Woche stellt die deutsche Landwirtschaft nachhaltige Produktionsmethoden und tiergerechte Haltungsformen vor: Von A wie Apfel bis Z wie Zucker wird die moderne und nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft präsentiert. Auch die Ausbildungswege in 14 „grünen Berufen“ werden dargestellt.

Weiteres Thema der Internationalen Grünen Woche sind der weltweite Energiehunger und die gestiegenen Rohölpreise, die immer mehr Landwirte zu Energiewirten machen. Im Rahmen der 3.000 Quadratmeter großen Fachschau für Bioenergie und nachwachsende Rohstoffe „nature.tec“ zeigt sie landwirtschaftliche Produkte, die man zur Energiegewinnung nutzen kann. Es geht um Kraftstoffe der Zukunft: Rapsöl oder Ethanol, gewonnen aus energiehaltigem Getreide. Es geht zudem um Gülle, Bioabfälle und Mais, die bereits 3.500 Biogasanlagen füllen und daraus Gas als Treibstoffe herstellen oder die Energie direkt in Strom umwandeln.

Zum ersten Mal mit einem eigenen Auftritt auf der Messe vertreten ist die deutsche Ernährungsindustrie: einer der größten deutschen Gewerbezweige, der im vergangenen Jahr eine halbe Million Menschen in 5.900 Betrieben beschäftigte und einen Umsatz von 138,2 Milliarden Euro machte. Die Branche präsentiert sich unter anderem mit einem neu entwickelten Bewegungsprogramm für Kinder und Jugendliche sowie Informationen zu Ernährungsfragen.

Unter dem Titel „Gesundheits-Check der EU-Agrarpolitik: Wie machen wir uns fit für die Zukunft?“ diskutiert der Deutsche Bauernverband (DBV) über die Ausrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik, deren Überprüfung 2008 ansteht. Referenten aus der EU, Bundesregierung, Wissenschaft und Praxis werden sich mit den Anliegen des Berufsstandes auseinandersetzen und dem Publikum in einer Diskussionsrunde Rede und Antwort stehen. Für die europäischen Bauern steht mit dem Gesundheits-Check einerseits die versprochene Verlässlichkeit auf dem Prüfstand, andererseits gilt es, die Chance zu nutzen, Bürokratie abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu stärken.

Wie im vergangenen Jahr hat das Thema Holz auch in diesem Jahr wieder einen hohen Stellenwert auf der Messe. Als älteste Energiequelle der Menschheit erlebt es derzeit eine Renaissance: Pelletöfen in Eigenheimen sind der Renner – sogar größere Kraftwerke verfeuern nachwachsende Naturstoffe.

Mit dabei auch in diesem Jahr wieder die Fach- und Informationsschau Heim – Tier & Pflanze, die sich an alle Tier- und Pflanzenfreunde und die Fachleute aus der Branche wendet. Mehr als 5.000 Heimtiere werden während der Messe präsentiert. Artgerechte Haltung, fachgerechte Behandlung von Pflanzen, Informationen über den Tier- und Naturschutz sowie der Verkauf von Bedarf für die Heimtierhaltung und Pflanzenpflege stehen im Mittelpunkt der Publikumsschau.