Der Dackel frisst anders als ein Windhund

Haustiere zu füttern ist eine Aufgabe für Spezialisten, weshalb Tierärzte empfehlen, ruhig auf Dosenfutter zurückzugreifen. Vom Reste-Verfüttern und Selbstkochen raten sie ab. Der Nahrungsbedarf hängt auch davon ab, ob Bello und Waldi nur auf der Couch liegen oder trainiert werden

Leuchtende Hundeaugen strahlen vom Dosenetikett. Saftiges Rindfleisch verspricht der Aufdruck. Daneben werben fünf Sorten Fleisch in einer Mahlzeit um Aufmerksamkeit. Glänzendes Fell und Abenteuerlust gibt es gratis dazu.

Das Angebot an Tierfutter in den Zoohandlungen, Supermärkten oder in den Baumärkten ist groß. Schier unübersehbar wird es bei den einschlägigen Internetanbietern. Aber welches Tierfutter ist vernünftig? Aus der Dose, selbstgekocht oder was dem Haustier vor die Schnauze fällt? „Alleinfutter“ lautet die Antwort, da es den speziellen Nahrungsbedarf eines Tieres deckt.

Artspezifisch soll gefüttert werden, empfehlen zwei Hamburger Tierärzte. Nicht irgendwas, sondern Hunde- und Katzenfutter soll auf den Tisch kommen. Kerstin Röhrs, Tierärztin, Mitinhaberin einer Praxis für Verhaltenstherapie und einer Hundeschule, besteht außerdem auf einer ausgewogenen Ernährung. Auf die richtige Mischung von Proteinen und Kohlenhydraten komme es an sowie den zugegebenen Stoffen wie Soja und Vitaminen.

Diese artspezifische Mischung wird „Alleinfutter“ genannt, ist ausgewogen und versorgt das Haustier mit allen notwendigen Nährstoffen. Aber Futter ist nicht gleich Futter und Hund nicht gleich Hund. Das Angebot des industriell hergestellten Alleinfutters geht auch auf die Art, das Alter und den Bedarf eines Haustiers ein. Bernhard Brandner, Tierarzt mit eigener Heimtierpraxis, führt das bildlich aus. So stamme zwar der Hund vom Wolf ab, der für seinen resistenten Darm bekannt sei, allerdings habe „ein Rehpinscher so wenig den Darm eines Wolfes wie den einer Giraffe“. Auch die bedarfsgerechte Fütterung sei wichtig, da ein Windhund im Training mehr und anders frisst als ein Dackel auf der Couch.

Einfach eine Handvoll vom eigenen Mittagessen dem Fellknäuel zu geben, wirkt so schnell sträflich und verantwortungslos. Um wirklich ausgewogen und bedarfsgerecht zu füttern, kann das Haustier auch einer individuellen Ernährungsberatung unterzogen werden. Die Futtermittelkunde, eine Teildisziplin der Veterinärmedizin, beschäftigt sich mit der Zusammensetzung, Nährstoffqualität und hygienischen Beschaffenheit von Futtermitteln. Abhängig vom Energieverbrauch und Bedarf kann hier die beste Ration bestimmt werden. Diesen Aufwand betreiben aber eher landwirtschaftliche Betriebe mit einem ausgewiesenen Nutz- und Zuchtprogramm. Einfachen HaustierhalterInnen empfiehlt Bernhard Brandner, den pelzigen Vierbeiner „einfach als weiteres Familienmitglied mit eigenen Essensvorlieben“ zu betrachten.

Das Futter selber zu kochen, davon raten Kerstin Röhrs und Bernhard Brandner einstimmig ab. Es fehle die nötige Erfahrung und das Wissen, um eine ausgewogene Mahlzeit zuzubereiten. Die Tiere könnten Schäden wie Blindheit auf Grund von Taurinmangel davontragen. Daher schlägt Kerstin Röhrs den TierliebhaberInnen, die selbst das Futter zubereiten möchten, eine Beratung vor: also einen Kochkurs für Hund und Katze zu besuchen oder wieder auf das Alleinfutter in der Dose oder der Tüte zurückzugreifen.

Aromatische Zusatzstoffe, die eine engere Beziehung zum Futter auslösen, seien hier nicht zu finden. Kerstin Röhrs ist sicher, dass die „Zusammensetzung des Futters in Ordnung ist“. Bernhard Brandner schränkt das auf „verlässliche Futtermittel ein“. Denn auch bei Alleinfutter bestehen Qualitätsunterschiede. Welche Marke und welche Geschmacksrichtung am besten passt, müssen die HalterInnen selber herausfinden. So können zwar unaufgeschlüsselte Proteine in manchen Futtermitteln Allergien hervorrufen, aber Preis und Qualität stehen nicht in einem zwingenden Verhältnis zueinander. Und auch das Verfüttern von Discountprodukten muss nicht nachteilig sein und der Hund kann damit 18 Jahre alt werden. Ein Haustier richtig zu füttern, bleibt eine individuelle Aufgabe. Alter, Größe und Einsatz des Tiers sollten stets berücksichtigt werden. „Ein Säugling kriegt ja auch keine Bratwurst“, wie Bernhard Brandner sagt. Bleibt die Frage, ob Katzen und Hunde vegetarisch ernährt werden können. Kerstin Röhrs antwortet mit der Gegenfrage: „Ist das sinnvoll“? KENDRA ECKHORST