Schatten im alten Altona

Früher war alles anders. Nichts mit Lichtschächten. Da wusste man noch um die alte Weisheit: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss der Prophet … Da ging, wer Licht brauchte, ins Freie, es suchen. Erst recht in den eng gebauten, schattigen Arbeitervierteln, etwa im alten Altona, das der Hamburger Fotograf Herbert Dombrowski 1954 ablichtete.

Im Zweiten Weltkrieg waren über die Hälfte aller Bauten in Hamburg zerstört worden. Besonders hart hatte es die Arbeiterviertel in Altona getroffen. Die Menschen lebten dort wie auch anderswo in Hamburg in notdürftig instand gesetzten Häusern oder schnell errichteten Unterkünften. Die Oberbaudirektion Hamburg und die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat berieten Anfang der 50er Jahre über einen Neuaufbau dieses Gebietes zwischen dem früheren Holstenbahnhof und der Elbe.

Herbert Dombrowski hatte von der Neuen Heimat den Auftrag bekommen, das Leben in den und um die engen Mietskasernen abzulichten, bevor sie durch moderne, luftige, mit Grünanlagen eingefasste Wohnblöcke ersetzt werden sollten. Nun sind die Bilder von spielenden Kindern, ärmlich gekleideten Frauen und Männern, die Schrott und Lumpen sammeln, noch bis zum 20. Februar in der Bremer Villa Ichon zu sehen. Gezeigt werden sie von der Hamburger Galerie Hilaneh von Kories.

Dombrowski, 1917 in Hamburg geboren, fotografierte schon als Schüler. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er sein Hobby zum Beruf, zuerst mit Auftragsarbeiten für ein Einrichtungshaus und die Friseurinnung. Mitte der 50er Jahre entstanden dann die ersten Foto-Reportagen: für das Hamburger Journal, Stern und Spiegel. In den 60er Jahren entdeckte die Werbung Dombrowskis erzählerischer Stil. Über zwanzig Jahre lang sorgten Großkonzerne wie VW, BMW und ESSO für sein Auskommen, bis er sich 1985 aus dem Berufsleben zurückzog. Seit zwei Jahren arbeitet der heute 90-jährige nun mit der Galerie Kories zusammen. Und machte seinen Beruf damit wieder zum Hobby. MAP