Kraft aus dem Keller

MINIKRAFTWERKE VW und Lichtblick planen Minikraftwerke für Privathäuser. Der Verbraucher könnte auch selbst ein Minikraftwerk installieren – das rentiert sich aber höchst selten

Um wirtschaftlich zu sein, müsste das Mini-Kraftwerk pro Jahr mindestens zu 75 Prozent ausgelastet sein

VON JUSTIN PIETSCH

Vieles hängt ab von der Strompreisentwicklung und dem Gaspreis. Aber Helmut Gumtau ist ganz sicher: „Die Kosten sind zu hoch“, sagt der Energieberater der Verbraucherzentrale Hamburg. „Für kleine Häuser geht das einfach nicht auf.“ Die Rede ist von Mini-Blockheizkraftwerken in Privathäusern.

Vor einem Monat haben VW und Lichtblick die „Revolution für den Strommarkt“ angekündigt: Ab dem Frühjahr 2010 wollen sie in den Kellern von 100.000 Privathaushalten Mini-Blockheizkraftwerke installieren. Mit Gas betrieben, sollen diese Strom produzieren und gleichzeitig über Kraft-Wärme-Kopplung das Haus beheizen. Der Verbraucher zahlt einmalig einen Zuschuss von 5.000 Euro für Kraftwerk und Installation, den Rest macht Lichtblick, Wartung und Reparatur inklusive. Dazu kommt noch ein monatlicher Grundbetrag von 20 Euro, die der Kunde abdrücken muss, sowie die Kosten für das verbrauchte Gas. Für die ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde bekommt er wiederum 0,5 Cent zurück.

Die Idee dahinter ist: Die bei der dezentralen Stromerzeugung anfallende Wärme kann direkt vom Verbraucher genutzt werden, so gibt es weniger Verluste als bei zentralen Kraftwerken. Und bei Engpässen auf dem Strommarkt können die kleinen Kraftwerke blitzschnell hochgefahren werden und den Strombedarf decken. Das Problem: Das Kraftwerk bleibt in Besitz von Lichtblick – wenn man aus dem Vertrag aussteigen will, verliert man auch das Kraftwerk. Wer das nicht will, der muss sich selbst ein Kraftwerk in den Keller stellen.

Doch eben das würde sich für den Verbraucher kaum rentieren, sagt Gumtau. Ein kleines Blockheizkraftwerk kostet um die 25.000 Euro. Das müsste sehr lange laufen, damit die hohen Anschaffungskosten sich irgendwann rechnen. Denn das Grundprinzip der Kraft-Wärme-Kopplung geht so: Die Kraftwerke erzeugen Strom, der in das Netz eingespeist wird. Pro Kilowattstunde zahlt der Versorger einen festen Satz, der Staat legt noch ein paar Cent obendrauf. So kommt das Geld wieder rein. Das lohnt sich aber nur, wenn gleichzeitig die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme genutzt wird, etwa zum Beheizen der Wohnung oder des Swimming-Pools. Nur so wird das Energiepotenzial maximal ausgeschöpft.

Doch ein kleines Einfamilienhaus muss nicht so viel beheizt werden. Zudem läuft die Heizung nicht den ganzen Tag über, und im Sommer gar nicht. Es wäre Verschwendung, das Mini-Kraftwerk dann bloß zur Stromerzeugung anzuschmeißen. Der schöne Vorteil der Kraft-Wärme-Kopplung wäre futsch.

Und genau hier liegt das Problem: Um wirtschaftlich zu sein, müsste das Kraftwerk pro Jahr mindestens zu 75 Prozent ausgelastet sein, sagt Gumtau. Denn die Investitionskosten wären sonst viel zu teuer. Dazu kämen außerdem die Kosten für Wartung und Betrieb. Auf 75 Prozent Auslastung kommt ein kleiner Haushalt aber nicht. „Darum sind große Blockheizkraftwerke bisher nur etwa für Mehrfamilienhäuser rentabel“, sagt auch Adi Golbach, Geschäftsführer des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung.

Nun könnten umweltbewusste Verbraucher mit einem kleinen Haus auf die Idee kommen, sich trotzdem ein eigenes Blockheizkraftwerk in den Keller zu stellen. Doch Verbraucherschützer Gumtau hält das aus ökologischer Sicht für wenig sinnvoll. Eher würde er eine Pellet-Heizung empfehlen. „Die ist zwar weniger effizient. Dafür läuft sie mit nachwachsenden Rohstoffen und kostet nur 16.000 Euro.“