Warm angezogen fürs Klima

SANIERUNG Ein Haus einzupacken, ist der naheliegendste Weg, um Heizenergie zu sparen. Fassaden schonende Varianten haben ihre Tücken. Mieter zahlen manchmal drauf

„Das optimale Haus der Zukunft sollte mehr Energie erzeugen, als es verbraucht“

Ingrid Krumnow

VON PHILIPP WEBER

Beim Klimaschutz führt kein Weg am Gebäudebestand vorbei. Schätzungen gehen davon aus, dass Wohnungen, Fabriken und Büros 40 Prozent zum weltweiten Kohlendioxidausstoß beitragen. Das Sparpotenzial ist enorm, ebenso das Innovationspotenzial: vom intelligenten Kühlen und Heizen über scheinbar nebensächliche Details wie Strom sparende Heizungspumpen bis zur Warmwassererzeugung mit Sonnenkollektoren.

„Das optimale Haus der Zukunft sollte mehr Energie erzeugen, als es verbraucht“, sagt Ingrid Krumnow vom Hamburger Energiebauzentrum. Zudem müsse es in nachhaltiger Bauweise konzipiert sein und mit Energie aus erneuerbaren Quellen bewirtschaftet werden. Soweit die Theorie – in der gegenwärtigen Praxis dürfte nach wie vor die Fassadendämmung die größte Rolle spielen, zumal sie vom Staat gefördert wird.

Wer ein Eigenheim ohne Dämmung besitzt, kann bei der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt (WK) Geld beantragen. Ein lizensierter Energieberater erstellt hierfür zunächst eine Energiebilanz für das Gebäude. Je nachdem wie stark sich diese Bilanz durch eine Dämmung verbessert, desto stärker kann gefördert werden. Zudem lässt sich diese städtische Förderung mit bundesweiten Förderprogrammen kombinieren. Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt solche Sanierungsvorhaben mit ihrem Programm „Wohnraum Modernisieren“.

Die gängigste Methode, ein Haus einzupacken, ist die Außendämmung mit einem Wärmedämmverbundsystem. Dafür wird eine Dämmschicht auf die Wand des Hauses geklebt oder gedübelt. Für Hauswände nutzen die Handwerker in der Regel Polystyropor, aber auch andere Materialien werden gern verwendet – etwa Holzweichfaserplatten für den Dachausbau. Im Sommer halten diese die Hitze besser ab.

Auf die Dämmschicht der Wände kommt anschließend Armierungsmörtel und ein Gewebe. Dieses soll Spannungen aufnehmen und verhindern, dass sich Risse bilden. Der Armierungsmörtel verstärkt die Fassade und unterstützt die Wärmedämmung. Schließlich verschönert als dritte Komponente eine Schlussbeschichtung das Wärmedämmverbundsystem. Für eine optimale Dämmung muss die Schicht mindestens 15 Zentimeter dick sein, aber auch 30 Zentimeter sind keine Seltenheit.

Während sich eine Außendämmung bewerkstelligen lässt, ohne dass die Mieter wesentlich belastet werden, sieht das bei einer Innendämmung anders aus. Auf sie wird nur in Ausnahmefällen zurückgegriffen – vor allem, wenn eine Klinkerfassade aus Gründen des Denkmalschutzes nicht verändert werden soll. Denn das Verfahren hat gravierende Nachteile.

Werden dicke Dämmplatten an allen Wänden angebracht, verringert sich die Wohn- oder Nutzfläche deutlich. Außerdem kann es zu Problemen mit Feuchtigkeit kommen. Innendämmungen reduzieren die Temperatur des Mauerwerks, da die Raumwärme von der Mauer abgehalten wird. Die Folge: Feuchtigkeit in der Raumluft kondensiert am kalten Mauerwerk. Das führt zu Schimmel und Bauschäden.

Weil Pilz und Schwamm zwischen Mauerwerk und Innendämmung gedeihen, sind sie nicht zu erkennen. Schäden werden häufig erst sehr spät bemerkt. Beim Dämmen muss daher alles daran gesetzt werden, dass die Feuchtigkeit aus den Räumen gar nicht erst ins Mauerwerk gelangt. Neuere feuchtigkeitsunempfindliche Dämmplatten, die luftdicht verklebt werden, gewährleisten das.

Von der Dämmung sollten neben der Umwelt Vermieter wie Mieter profitieren. Letzteres ist allerdings umstritten. „Die Wärmedämmung bedeutet für die Mieter ganz eklatante Mieterhöhungen“, sagt Sylvia Sonnemann vom Verein Mieter helfen Mietern. Laut Gesetz dürfen elf Prozent der Sanierungskosten auf die Jahresmiete umgelegt werden. Im Regelfall bedeutet das eine Erhöhung der Miete um zwei bis drei Euro pro Quadratmeter.

Die Anwältin kennt aber auch Fälle, in denen die Miete um bis zu sieben Euro pro Quadratmeter pro Monat erhöht werden sollte. „Das sind Werte, die haben nichts mit der dann zu erwartenden Energieeinsparung zu tun“, sagt Sonnemann, wenn der Mieter im Gegenzug bloß 50 Cent pro Quadratmeter Heizkosten spare. Häufig zögen Mieter nach einer solchen Sanierung aus.

Die Rechtssprechung in solchen Fällen habe sich aus Mietersicht verschlechtert. Früher hätten Vermieter nicht mehr als das Doppelte der Heizkosteneinsparung auf die Miete aufschlagen dürfen, sagt die Beraterin.