Mehr als nur Teebeutel

INSZENIERUNG Die Firma Meßmer betreibt in der Hafencity das „Momentum“ – eine Mischung aus Museum, Lounge und Showroom. Hier wird auch professionell verkostet

Angehende Tea-Tester brauchen sieben Jahre, um ihre Geschmacksknospen zu schulen

VON TIZIANA MANELJUK

In der Hafencity hat sich der Teehersteller Meßmer ein Denkmal gesetzt. In einem unscheinbaren Gebäude am Kaiserkai ist vor drei Jahren das „Meßmer Momentum“ entstanden, eine Mischung aus Showroom, Teemuseum und Café.

Peter Nimpsch ist Manager des Momentum. Er hat sich das Konzept ausgedacht. Nicht die Marke des Teeherstellers stehe hier im Vordergrund, sondern der „besondere Moment“ des Teetrinkens. Wobei man bei den Begriffen aufpassen muss: „Früchte- und Kräutertees sind streng genommen keine Tees, sondern teeähnliche Getränke“, sagt Nimpsch. Und das, obwohl Deutschland mit einem Konsum von 70 Prozent ein ausgesprochenes Kräuter- und Früchteteeland sei. Nur jeder zehnte Haushalt habe wirklich „Tee“ im Regal stehen – also schwarzen, grünen oder weißen Tee.

Betritt man das Gebäude durch die gläserne Tür, ist man bereits mittendrin, im etwa 30 Quadratmeter großen Museum. Hell ist es und lichtdurchflutet. An acht hübschen Multimedia-Stationen sind Fakten über die Geschichte, Herkunft oder Herstellung von Tee zu erfahren. Kleine Schubladen an den Exponaten lassen sich öffnen. Das, was sich sonst im Inneren der Teebeutel verbirgt, kann berührt und erschnuppert werden.

Nach Europa kam der Tee erst 1610. In China kann er auf eine 5.000 Jahre alte Tradition zurückblicken. Heute nimmt er seinen Weg oft über Hamburg. Hier werden zwei Drittel des Tees aus Übersee umgeschlagen, der in der EU vermarktet wird. So hat sich eine gute Infrastruktur mit Händlern, Veredlern, Abpackern und Prüflaboren entwickelt.

Auf der Glasfront, die an das Museum angrenzt, steht „Teeverkostung“. Der Raum sieht aus wie ein Tante-Emma Laden. In dunklen Regalen sind die Teedosen bis unter die Decke sauber aufgereiht, auf dem Tresen stehen Tässchen und Kännchen aus weißer Keramik sowie dunkelblaue Teepackungen. Zwei Männer schlürfen Tee von silbernen Löffeln und spucken ihn anschließend in eine kupferne Tonne.

Hier ist der Arbeitsort der Tea-Tester, die den Tee einkaufen und überprüfen. Besucher können ihnen durch die Glasscheibe bei ihrer täglichen Arbeit zusehen. Den Beruf des Tea-Testers könne man nicht lernen, sagt Nimpsch. „Er wird in einer Art Mentorschaft weitergegeben.“ Etwa sieben Jahre seien nötig, um die Geschmacksknospen zu schulen.

Die Teetester kümmern sich auch um die „Blends“, die Mischungen. Jedes Jahr bringt Meßmer fünf bis acht neue Sorten auf den Markt. Nur wenige können sich am Markt durchsetzen.

Meßmer machte 2008 von sich reden, als Öko-Test Schadstoffrückstände in einem der grünen Tees fand. Meßmer stellte klar, dass alle Tees verkehrsfähig seien und die Befunde „in keiner Weise dem Querschnitt der durch uns regelmäßig untersuchten Chargen“ entsprächen.

Für Nimpsch stellen die Pestizide ohnehin kein allzu großes Problem dar. Fast 90 Prozent würden sich nicht aus den Blättern lösen und im Teesieb zurückbleiben. Zudem seien die Grenzwerte für Schadstoffe im Tee höher als bei Obst und Gemüse – eine belastete Tomate also viel schädlicher.