Midlife-Krise im Büro

DURCHHALTEN Wenn plötzlich die Jüngeren das Ruder übernehmen, geraten ältere Arbeitnehmer leicht ins Abseits. Ein Seminar hilft ihnen, Lust an der Arbeit zu erhalten

„Die Haltung, dass früher alles besser war, muss man ganz schnell aufgeben“

Dagmar Säger, Seminarleiterin

VON NIELS HOLSTEN

Wer mit 50 Jahren einen Job hat, sollte eigentlich froh und motiviert sein, könnte man denken. Denn ab diesem Alter wird es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Aber auch im Job geraten Männer wie Frauen in diesem Alter gerne aufs Abstellgleis. Die Jüngeren übernehmen das Ruder, die Unternehmenskultur ändern sich, man fühlt sich nicht mehr richtig dazugehörig.

„Viele haben das Gefühl, übergangen zu werden“, sagt Dagmar Säger, die als Trainerin versucht, berufstätigen 50- bis 65-Jährigen den Spaß an der Arbeit zurückzugeben. Die Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmern seien nach wie vor da, so die 56-jährige Hamburgerin. Dabei hätten sie sehr viel zu geben – nämlich ihre langjährige Erfahrung.

In ihren Seminaren versucht Säger die Teilnehmenden daran zu erinnern, „dass sie etwas bewegt haben in ihrer Vergangenheit“. Sie müssten sich zurückbesinnen auf die eigene Stärke und raus aus der Opferrolle. Sie dürften nicht hinnehmen, dass „andere beschließen, wann sie zu alt sind“.

Aber auch ohne kränkende Hinweise von außen fällt es manchen schwer, die Lust an der Arbeit aufrechtzuerhalten. Ab 50 befinden sich viele am Ende der Karriereleiter. Sie haben das Gefühl, in einer eingefahrenen Tretmühle zu stecken. Den Sinn der Arbeit müsse man sich darum neu erschließen, sagt Dagmar Säger. „Schließlich hat man immer noch bis zu 15 Jahre zu arbeiten.“

Eine Möglichkeit könne sein, die eigene Berufserfahrung an Jüngere weiterzugeben und als Mentor aufzutreten. Den erhobenen Zeigefinger sollte man allerdings lieber stecken lassen. „Die Haltung, dass früher alles besser war, muss man ganz schnell aufgeben“, sagt Säger. Die Älteren müssten auch die Jüngeren akzeptieren und zu schätzen wissen, was diese einzubringen haben. Wichtig sei, sein Wissen weiterzugeben, ohne zu bevormunden. Säger: „Dann bekommt man dafür auch Anerkennung.“

Und Anerkennung bedeutet für die meisten Menschen die größte Motivation im Berufsleben. Das bestätigt die Studie „Älter werden – aktiv bleiben?!“ der Bertelsmann-Stiftung. Danach sehen 70 Prozent der Befragten in der Würdigung der eigenen Arbeitsleistung eine zentrale Motivation, um der derzeitigen Berufstätigkeit bis zum 65. Lebensjahr nachzugehen. Bis dahin arbeiten wollen sowieso die meisten, nämlich laut Studie 77 Prozent. Jeder Zweite möchte allerdings die Arbeitszeit im Alter reduzieren.

Mit Geld, Motivationsprogrammen oder dem fragwürdigen Titel „Mitarbeiter des Monats“ lässt sich das Gefühl der Anerkennung aber nicht dauerhaft herstellen. Was den Menschen tatsächlich an ihrer Arbeit wichtig ist, lässt sich ebenfalls aus der Bertelsmann-Studie rauslesen: Sie wollen Kontakt zu Menschen, geistige Anregung und etwas Nützliches tun. Das waren die meist genannten Gründe, um auch als Rentner noch tätig sein zu wollen.

Gleich danach kam allerdings die Notwendigkeit, etwas dazuverdienen zu müssen.

Das Seminar „Erfahrung zählt“ richtet sich an Berufstätige zwischen 50 und 65 und findet vom 14. bis 16. November im Osterberg-Institut in Niederkleveez statt.

Anmeldung unter info@osterberginstitut.de oder im Internet www.osterberberginstitut.de/Seminare/2011/11/1213.php