Hinweise aufs Kleingedruckte

GUTES ESSEN Über die Qualität von Bioprodukten können sich Verbraucher im Internet informieren: vom neutralen Überblick bis hin zu kritischen Portalen

Seit Mitte 2011 betreiben die deutschen Verbraucherzentralen das Portal Lebensmittelklarheit.de, auf dem die Experten, ausgehend von Verbraucherbeschwerden oder -anfragen, Waren genauer unter die Lupe nehmen – und im Bedarfsfall sogar beim Hersteller intervenieren. Auch Öko-Lebensmittel fallen zwar selten, aber immer mal wieder auf: „Bei Bioprodukten finden wir inzwischen viele Probleme wieder, die auch bei konventionellen Lebensmitteln anzutreffen sind“, sagt Hartmut König von der Verbraucherzentrale Hessen, die das Portal federführend betreibt. „Dort werden etwa bestimmte Zutaten auf der Verpackung beworben, die dann nur minimalst in dem Produkt enthalten sind.“

Mehrere tausend Verbraucheranfragen sind bereits beim Portal eingegangen – etwa 150 genauer geprüfte Produkte finden sich als Ergebnis online, meist konventionelle Ware, aber auch eine Handvoll Bioprodukte. Bei ihnen geht es meist um einen Widerspruch zwischen Schein und Sein, zwischen suggerierten und tatsächlichen Inhaltsstoffen. Das beginnt beim Biojoghurt, auf dessen Verpackung zwar echte Erdbeeren abgebildet sind, dessen Geschmack aber durch sogenannte natürliche Aromen produziert wird – und endet bei den konventionellen Kaffeepads, auf deren Beutel ein grüner Sticker mit offiziellem Ökosiegel für eine „Bio-Selection“ des gleichen Herstellers warb. „Dies kann Verbraucher täuschen“, urteilten die Experten von Lebensmittelklarheit.de 2011. Die Folge: Wenig später ist der irreführende Biosticker von den Verpackungen verschwunden.

„Man kann auch dem Biokäufer nur sagen“, empfiehlt Verbraucherschützer König, „nicht nur immer der Verpackungsvorderseite zu vertrauen, sondern sich hinten das Kleingedruckte genau anzuschauen.“ Lebensmittelklarheit.de ist nicht das einzige Angebot im Web, das einen Überblick über eine Vielzahl von Bioprodukten bietet – es dürfte aber aktuell das kritischste sein, das öffentlich zugänglich und kostenlos ist. Dass die Stiftung Warentest in großem Stil Bioprodukte unter die Lupe genommen hat, ist schon etwas länger her, ansonsten finden sich unter test.de einzelne Produkttests, für deren Download aber oft eine Gebühr anfällt.

Auch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft – ein Ableger der Agrarwirtschaft und traditionell um die Vermittlung ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse bemüht – prüft jährlich zehntausende Lebensmittel auf ihre Qualität, darunter auch immer mehr Bioprodukte. Per DLG-Prämierung ausgezeichnete Beispiele finden sich auf der Webseite DLG.org: Etwa 1.000 Ökolebensmittel sind dort inzwischen im Archiv. Hintergründige Infos und detaillierte Testergebnisse gibt es hier nicht. Ohne Wertung kommt das Ökoportal Naturkost.de aus. Dafür enthält dessen Verzeichnis für jedes Produkt eine ausführliche Auflistung: Angaben zur Öko-Kontrollstelle, zu Inhaltsstoffen oder Nährwerten. CHRISTOPH RASCH