Preise und Postkarten

Mit Slogans und Wettbewerben kämpfen Berliner Migrantenorganisationen gegen Gewalt an Frauen

BERLIN taz ■ Der Mord an Hatun Sürücü löste in Berlin auch unter Einwanderern und ihren Organisationen eine breite Debatte über Zwangsverheiratungen und Ehrenmorde aus. Denn er ist kein Einzelfall: In den sechs Monaten zuvor hatte es in der Hauptstadt fünf ähnliche Morde gegeben.

Die Täter waren meist Männer kurdisch-türkischer Herkunft, die Opfer ihre Noch- oder Ex-Ehefrauen. Viele Migrantenorganisationen entwickelten daraufhin Initiativen, um die Diskussion innerhalb der Gemeinschaft anzuregen.

So stellte der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) einen Zehnpunkteplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen vor. Er fordert innertürkische sowie innerislamische Diskussionen über das Thema Gleichberechtigung und ein Bekenntnis aller türkischen und islamischen Organisationen zum Selbstbestimmungsrecht der Frau. Von den Behörden verlangte er die konsequente „Durchsetzung der Schulpflicht in Bezug auf Schwimm-, Sport-, Biologie und Sexualkundeunterricht“.

Einen anderen Weg beschritt der islamische Verein Inssan: Unter dem Titel „Isl’Amour“ veranstaltete er einen Wettbewerb der „schönsten muslimischen Heiratsgeschichten“. So will er zeigen, dass auch im Islam Ehen nicht auf Zwang und Gewalt beruhen. Außerdem verteilte Inssan 4.000 Postkarten mit dem Aufdruck „Zwangsehen sind ein Verbrechen“ in Schulen, Moscheen und Cafés.

Türkisch- und arabischstämmige Mädchen aus dem Mädchentreff Madonna in Berlin-Neukölln gestalteten ebenfalls Postkarten: „Ehre ist, für die Freiheit meiner Schwester zu kämpfen“ steht darauf. Die Mädchen und die beiden Jungen Sinan und Saithan, die auf den Postkarten abgebildet waren, wurden von der taz mit dem 2005 zum ersten Mal ausgeschriebenen Panter-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. ALKE WIERTH