Afrikas unsterblicher Rasta-Prophet

Lucky Dube, 43, Reggaesänger in Südafrika und einer der beliebtesten Musiker des Kontinents, wurde am Donnerstagabend im südafrikanischen Johannesburg von Autoräubern erschossen

Seine Mörder wussten wohl nicht, dass sie einen weltberühmten Musiker töteten, als sie auf Lucky Dube drei Schüsse abfeuerten. Vor den Augen seiner Kinder zerschlugen die Kugeln am Donnerstagabend die Fensterscheibe seines Autos im Johannesburger Vorort Rossettenville und trafen den Rastasänger. Der 43-Jährige hatte gerade seinen Sohn und seine Tochter abgesetzt. Die Täter hatten es auf sein Auto abgesehen – aber er blieb tot zurück.

Südafrika steht nun unter Schock, es hat mit Lucky Dube seinen bekanntesten Musiker verloren. Für Frieden und Befreiung in Südafrika trat er sein Leben lang ein – jetzt ist er das prominenteste Mordopfer des Landes. Viele andere Opfer bleiben täglich unerwähnt.

Lucky Dubes bemerkenswerte Karriere umspannte 25 Jahre und 22 Musikalben, das letzte Album „Respect“ kam im April heraus. Der Weg zum Erfolg als Reggaemusiker war für Dube nicht einfach, vor allem während der Apartheidjahre Südafrikas. Geboren in einem armen Township bei Ermelo, begann Dube als 18-Jähriger in der Band seines Cousins zu singen. The Love Brothers spielten traditionelle Zulumusik, sogenannte mbaqanga. Dube verehrte aber Reggaestar Peter Tosh. Reggae, so sagte er einmal, hat nicht nur eine Botschaft, sondern viele. Er fühlte, dass die sozialpolitischen Aussagen des Reggae für das südafrikanische Publikum wichtig waren.

Aber Reggae war während der Apartheidzeit in Südafrika unerwünscht. Die Musikbosse ärgerten sich, wenn Dube während seiner Liveshows und sogar bei seinen Studioaufnahmen Reggaesongs einstreute. Aber die Fans mochten das, und Dube versuchte sich mit einem Mini-Reggaealbum mit dem heute ironisch klingenden Titel „Rastas Never Die“ in diesem neuen Genre. Es wurde ein Flop. Nicht entmutigt, produzierte Dube 1985 sein zweites Album „Think about the Children“, das ihn in Südafrika etablierte und international Beachtung fand.

Er wurde damit ein Star auf dem Kontinent. Zehn Jahre später erhielt er einen Plattenvertrag mit Motown. 1996 wurde Dube bei den World Music Awards als afrikanischer Künstler mit den meisten Plattenverkäufen ausgezeichnet.

Obwohl Reggae bei jungen Leuten heute nicht mehr so populär ist, sah Dube darin kein Problem: „Reggae ist keine Modemusik, er ist immer da. Manches Jahr mehr, andere weniger. Es kommen neue Musikstile. Aber die Leute gehen immer wieder zurück zum Reggae.“

Dube erhielt seinen Vornamen Lucky von seiner Mutter, weil er bei seiner Geburt krank war. „Sie warteten, dass ich sterbe, und gaben mir erst sechs Monate später einen Namen, als ich überlebt hatte.“ Jetzt hatte Dube kein Glück mehr.MARTINA SCHWIKOWSKI