Konkurrenz zur Weltbank I: Bank der Brüderlichkeit

Der Süden müsse sich seine eigenen Banken schaffen, sagt Brasiliens Präsident Lula da Silva. Mit der Bank des Südens soll Südamerika unabhängig werden von IWF und Weltbank.

PORTO ALEGRE taz Für Lula da Silva steht fest: "IWF und Weltbank sind Institutionen der reichen Länder, in denen es keinen Platz für Entwicklungsländer gibt." Der Süden müsse sich daher seine eigenen Banken schaffen, sagte der brasilianische Präsident am Dienstag bei einem Besuch im Kongo. Ähnlich äußerte sich sein Finanzminister Guido Mantega zwei Tage später in Washington. Brasilien ringe zwar darum, seine Stimmenanteile bei IWF und Weltbank von derzeit 1,4 Prozent zu erhöhen - doch reale Einflussmöglichkeiten lägen in weiter Ferne.

Mit der Gründung der "Bank des Südens" ziehen Brasilien und seine Mitstreiter nun die Konsequenzen. Vergangene Woche hatten sich Brasilien, Argentinien, Venezuela, Paraguay, Uruguay, Ecuador und Bolivien in Rio de Janeiro darüber verständigt. Selbst Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe möchte jetzt mitmachen, "solange dies keine Zurückweisung von Weltbank und IWF bedeutet, sondern Ausdruck von Solidarität und Brüderlichkeit ist".

In der Tat gilt die Bank des Südens derzeit nur als eine Finanzierungsquelle von vielen: Das mögliche Gründungskapital der Bank des Südens bleibt mit 7 Milliarden Dollar recht bescheiden. Dennoch wäre das immer noch eine Milliarde mehr als die Summe der Kredite, die Weltbank und Interamerikanische Entwicklungsbank 2006 zusammen für Lateinamerika aufgebracht haben.

Als Alternative zu diesen herkömmlichen Kreditgebern könnte sich die Banco del Sur vor allem für die kleineren Empfängerländer erweisen. "Sie ist unsere Bank, damit wir nicht mehr von den internationalen Organisationen und Bürokratien abhängig sein müssen, die uns so viel geschadet haben", sagte Ecuadors Präsident Rafael Correa am Donnerstag - ähnlich sehen das der Initiator der Bank des Südens, Hugo Chávez, der Argentinier Néstor Kirchner oder Evo Morales aus Bolivien.

Bleibt die alles andere als geklärte Frage nach einer neuen Entwicklungslogik. NGO-AktivistInnen lehnen die Finanzierung von Großstaudämmen, Pipelines oder Bergbauprojekten ab, die gegen die betroffene Bevölkerung durchgesetzt werden - auch von fortschrittlicheren Regierungen. "Es könnte durchaus sein, dass die Bank des Südens nur denselben Schwachsinn finanziert wie die Weltbank", befürchtet etwa Knud Vöcking von der Umweltorganisation Urgewald.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.