Jung sagt Karsai bei Besuch weitere Hilfe zu

Überraschungsbesuch des Bundesverteidigungsministers bei den deutschen Truppen in Afghanistan

Ausbildung der afghanischen Polizei: Jung verspricht, was schon Merkel nicht gehalten hat

KABUL/BERLIN dpa/afp/taz ■ Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat bei einem Besuch in Afghanistan Präsident Hamid Karsai weitere Hilfe Deutschlands zugesagt. Die Bundesregierung werde sich stärker bei der Ausbildung der afghanischen Polizisten und Soldaten engagieren, sagte der CDU-Politiker am Dienstag nach einem Gespräch mit Karsai in Kabul.

Das hatte auch Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Afghanistan im vorigen Herbst angekündigt. Nach Ansicht der Grünen im Bundestag haben Deutschland und die Europäische Union aber gerade beim Polizeiaufbau in Afghanistan bisher „kläglich versagt“. Schon von Merkels Ankündigung im vorigen Jahr sei nur „Schall und Rauch“ übrig geblieben, sagte der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei der dpa. Derzeit seien mit zuletzt 15 sogar weniger deutsche Polizisten in Afghanistan als 2007, als es noch 40 waren. Die EU will bis März insgesamt 195 Polizisten stellen. Nötig seien laut Nachtwei aber bis zu 500. Momentan befänden sich aber nur 30 Polizeiausbilder einschließlich der Deutschen dort. „Mit den Ankündigungen von Jung und Merkel wird die Realität konterkariert“, sagte Nachtwei.

Jung war am Morgen unter massiven Sicherheitsvorkehrungen in Kabul eingetroffen. Aufgrund möglicher Anschlagsgefahren hatte das Bundesverteidigungsministerium seine Reise geheim gehalten. Am 14. Januar war während des Besuches des norwegischen Außenministers ein Anschlag auf ein massiv gesichertes Luxushotel in Kabul verübt worden. Der Minister blieb unverletzt, doch mehrere Menschen starben, darunter ein norwegischer Journalist.

Jung sagte, Karsai habe den Einsatz der Bundeswehr und vor allem ihre Hilfe beim Aufbau der Infrastruktur gewürdigt. Es werde oft vergessen, was in Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes alles erreicht worden sei.

Zuvor hatte der Kommandeur der Nato-geführten Isaf-Schutztruppe, der US-General Dan McNeill, in Kabul gesagt, er brauche neben den bisherigen 42.000 Soldaten weitere 7.500. 2007 starben in Afghanistan neben 218 ausländischen Soldaten etwa weitere 6.000 Menschen. Es gab mindestens 140 Selbstmordanschläge. HAN