Nepals entthronter König

Nepals letzter König, Gyanendra Bir Bikram Schah Dev, 60, hatte bei seinen Untertanen seit jeher einen schlechten Stand. Nie konnte er die Gerüchte abschütteln, er sei der Drahtzieher des Massakers vom Juli 2001, das ihn schlagartig auf den Thron brachte. Der damalige Kronprinz Dipendra soll nach einem Streit auf einer Party zunächst seinen Vater, König Birendra, nahezu alle Mitglieder seiner Familie und anschließend sich selbst erschossen haben. Drei Tage später wurde Gyanendra, der Bruder des ermordeten Monarchen, zum König erklärt.

An die Macht gekommen, sorgte Gyanendra bald für vollendete Tatsachen: Er machte die Zugeständnisse rückgängig, die sein Vorgänger gegenüber den Oppositionsparteien gemacht hatte. Birendra hatte nach Protesten 1990 Nepal zur konstitutionellen Monarchie erklärt und einen Teil seiner Befugnisse abgegeben.

Gyanendra ließ keinen Zweifel daran, dass er als König die alleinige Macht beanspruchte. 2002 entließ er die Regierung und Premier Sher Bahadur Deuba wegen „Unfähigkeit“. In den folgenden drei Jahren setzte er drei Premiers ein und entließ sie wieder. Das endgültige Ende der Monarchie leitete Gyanendra 2005 selbst ein. Am 1. Februar entließ er erneut die Regierung und machte sich zum Alleinherrscher. Da hatte die maoistischen Rebellen bereits große Teile des ländlichen Nepal unter ihre Kontrolle gebracht und häufig das Leben in Kathmandu durch Generalstreiks lahmgelegt. Gyanendra wollte jetzt die Maoisten ein für alle Mal besiegen. Der Schuss ging nach hinten los: Weite Teile von Nepals Bevölkerung stellten sich hinter die Maoisten. Alle Oppositionsparteien schlossen sich ihnen an, die Monarchie abzuschaffen. Als im April 2006 hunderttausende Demonstranten damit drohten, den königlichen Palast zu stürmen, setzte Gyanendra das Parlament wieder ein. Die folgende Übergangsregierung, der sich nun auch die Maoisten angeschlossen hatten, beschloss umgehend, den verhassten König abzusetzen.

Nur einer ist in Nepal noch unbeliebter als Exkönig Gyanendra: sein Sohn, Kronprinz Paras. Vor acht Jahren soll Paras nach einem Streit Praveen Gurung, Nepals beliebtesten Sänger, im Vollrausch mit seinem Ferrari überfahren und getötet haben. Eine Studentenvereinigung forderte daraufhin, Paras die Immunität zu entziehen und ihn vor Gericht zu stellen. Doch dazu kam es nie.

Spätestens beim Anblick der jubelnden Massen vor seinem streng bewachten Palast dieser Tage dürfte Nepals letztem König klar geworden sein, dass er den Kampf um die Macht in seinem Land ein für alle Mal verloren hat. SASCHA ZASTIRAL

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