Die Reporter

Eine schlimmere Panne hätte der Nachrichtenagentur dpa kaum passieren können: Am 2. Juni 2007 lief eine Meldung von einer Demonstration in Rostock über die Ticker. „Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen“, zitierte der Reporter einen Redner, der die militante Szene von der Bühne aus aufgestachelt haben soll. Angeblich. Dies war aber nicht der Fall, der philippinische Globalisierungskritiker Walden Bello hatte in seiner Rede auf Englisch in Wahrheit gesagt, man solle beim Gegengipfel auch über den Irakkrieg diskutieren. Die Folgen hat taz-Redakteur Daniel Schulz in einem Aufsatz für ein Buch (siehe unten) analysiert. Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien übernahmen das Zitat, manche Zeitung schmückte es gar mit erfundenen Details aus. Ein Beispiel von vielen Fehlleistungen. Während der Protesttage übernahmen Journalisten immer wieder Informationen, ohne sie zu überprüfen. Sowohl die Polizei als auch die Protestierenden verbreiteten fehlerhafte Aussagen. Nach dpa-Richtlinien hätte die Panne nie passieren dürfen. Schuld war ein „Übermittlungsfehler“, sagt dpa-Sprecher Justus Demmer. In Zukunft werde man Blogs genauer beobachten – denn dort hatten Beobachter das Zitat schnell korrigiert. US

Dieter Rucht, Simon Teune (2008): „Nur Clowns und Chaoten? Die G8-Proteste im Spiegel der Massenmedien“