Nie wie 1929

100.000 Dollar in den USA, 20.000 Euro in Deutschland – Guthaben in dieser Höhe sind vor Pleiten gesichert

BERLIN taz ■ Erst kam der Crash an der Wall Street, dann der Run der Kunden auf die Banken. Die hatten nicht genug Geld in den Kassen, um die Guthaben auszahlen. Eine Bank nach der anderen ging pleite, die Weltwirtschaftskrise nahm ihren Lauf. Damit so eine Kettenreaktion wie 1929 nie wieder passiert, schuf der US-Kongress schon 1933 die Bundeseinlagenversicherung FDIC. Wer bis zu 100.000 US-Dollar bei einer Bank angelegt hat, braucht um sein Geld nicht zu fürchten.

Was passiert nun aber mit den rund 10.000 IndyMac-Kunden, die mehr Geld auf dem Konto haben? Auch diese Guthaben – zusammen eine Milliarde Dollar – sind nicht vollkommen verloren. Die FDIC hat angekündigt, die Hälfte davon aus der Konkursmasse der Bank auszuzahlen. Mehr ist möglich, wenn der Verkauf der Bank oder ihrer Einzelteile noch höhere Erlöse bringt. Die Geldanlage in Aktien und sonstigen Wertpapieren ist von der Pleite nicht betroffen. Sie können auf ein anderes Depot übertragen werden.

Die IndyMac-Pleite dürfte die FDIC zwischen 4 und 8 Milliarden Dollar kosten. Insgesamt verfügt sie über 53 Milliarden Dollar. Trotzdem rechnen Beobachter jetzt damit, dass sich die FDIC für weitere Krisen wappnen und deshalb von den Banken höhere Versicherungsbeiträge fordern wird.

Ihren bisher dramatischsten Fall hatte die FDIC 1984 bewältigt: den Kollaps der Continental Illinois National Bank mit einer Bilanzsumme von 40 Milliarden Dollar – verglichen mit 32 Milliarden bei IndyMac. Um schwerwiegende Erschütterungen des US-Bankensystems zu verhindern, garantierte die FDIC damals allen Kontoinhabern und Gläubigern, dass sie ihr Geld bis auf den letzten Cent zurückbekommen.

In Deutschland wären Bankkunden in einem Pleitefall ebenfalls gut abgesichert. Zwar zahlt die gesetzliche Entschädigungseinrichtung jedem Kunden nur 90 Prozent der Einlage bis maximal 20.000 Euro. Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken springen sich aber im Notfall gegenseitig bei und sichern so die Einlagen vollständig ab. Die privaten Banken haben nach der Pleite der Herstatt-Bank 1974 einen Einlagesicherungsfonds gegründet, der pro Kunde für einen Betrag bis zu 30 Prozent des Eigenkapitals der Bank geradesteht. Für die ersten anderthalb Millionen auf der hohen Kante reicht das laut Bankenverband allemal. Allerdings sollte man sich vergewissern, ob die eigene Bank wirklich Mitglied des Fonds ist.

NICOLA LIEBERT