Der aufrechte Passauer Polizist

Alois Mannichl, 52, Passaus Polizeichef, überlebte den Angriff eines mutmaßlichen Neonazis schwer verletzt. In seinem Job ging er konsequent gegen die Umtriebe der rechtsextremen Szene vor FOTO: AP

Bevor Passaus Polizeidirektor Alois Mannichl bundesweite Bekanntheit erlangt hat, weil er am Wochenende von einem mutmaßlichen Neonazi niedergestochen wurde, verlief sein Leben eher unspektakulär. Seine Kollegen beschreiben Mannichl als Familienmenschen. Er sei stolz auf die Leistungen seiner Frau, die einen großen Pflegedienst aufgebaut hat, heißt es, und auf seine erwachsenen Kinder.

Bodenständig sei Mannichl in 35 Jahren Dienstzeit geblieben – seinen Urlaub verbringe er jedes Jahr an dem gleichen Gebirgssee in Norditalien. Die Passauer Polizisten bescheinigen ihrem Chef außerdem einen trockenen Humor. Und er möge Weißbier, sagen sie, allerdings in Maßen. Ein ganz normaler Typ also.

Das Außergewöhnliche an Mannichl scheint seine Konsequenz zu sein und sein Wille, sich von anderen nicht einschüchtern zu lassen – nicht nur im Umgang mit Rechtsradikalen. Als er sich zum Beispiel öffentlich für den Erhalt des Krankenhauses an seinem Wohnort Fürstenzell einsetzte und ihn ein Landrat dafür beim Polizeipräsidium anschwärzte, er habe gegen die Wohlverhaltenspflichten eines Beamten verstoßen, ließ er sich nicht einfach den Mund verbieten. Vielmehr zeigte Mannichl sich selbst bei der Staatsanwaltschaft an, um den Vorwurf von offizieller Stelle überprüfen zu lassen – das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt.

„Alois Mannichl ist ein Polizeibeamter mit Augenmaß“, so Max Stadler. Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion hatte mit Mannichl bisher oft in Stadtratssitzungen zu tun und sagt, er habe dort „nicht nur klassisches polizeiliches Denken“ gezeigt, sondern immer auch ein starkes Interesse an den persönlichen und sozialen Ursachen, die einen Menschen zur Straftat geführt hätten. Es sei ihm nie rein um Verfolgung, sondern immer auch um Prävention und Sozialarbeit gegangen. Mannichl sei „fest verwurzelt in der demokratischen Mitte“.

Mit seiner demokratischen Überzeugung und seiner konsequenten Entscheidung, diese gegen alle Provokationen der rechtsextremen Szene durchzusetzen, hat Alois Mannichl sich zum Angriffsziel der Neonazis gemacht. Ihren besonderen Zorn erregte er, als er im vergangenen Sommer das Grab des Passauer Altnazis Friedhelm Busse öffnen ließ. Bei dessen Beerdigung anwesende Neonazis hatten dem Sarg eine Hakenkreuzflagge beigelegt. Die Passauer Polizei kommentiert die Entscheidung ganz nüchtern: Alois Mannichel habe aus seinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht. Der 52-Jährige sei kein großer Diplomat, sondern ein „ehrlicher Handwerker“.

JETTE GINDNER