Gazprom-Chef Miller: Der treue Diener seines Herrn

Von Putin erhielt Gazprom-Chef Alexei Miller den Auftrag, den Konzern auf Vordermann zu bringen. Dem früheren Präsidenten gegenüber ist Miller geradezu notorisch loyal.

Kein Freund vieler Worte: Russlands Wirtschaftsboss Nummer eins, Alexei Miller. Bild: ap

enn mächtige Männer miteinander reden, klingt das so: Was denn Gazprom vorschlage, nachdem die Ukraine illegal Gas abgezapft habe, wollte Russlands Premier Wladimir Putin am Montag von Gazprom-Chef Alexei Miller wissen. "Das Liefervolumen kürzen", antwortete dieser. "Gut", replizierte Putin: "Ich bin einverstanden, kürzen Sie es von heute an.

Wer lange zusammenarbeitet, versteht einander schon aufs halbe Wort, wie der Russe sagt. Vom Naturell her ist Miller ohnehin alles andere als redselig. Nicht unherzlich, aber doch eher ernst. Und sparsam mit Emotionen. Lediglich als er im Sommer Gazprom in sieben Jahren weltweit Platz eins mit einer Kapitalisierung von 1 Billion Dollar voraussagte, kam ihm ein kurzes Lächeln über die Lippen. Und Anflüge von Gekränktheit, als er Europa erklärte, dass es mit seinem Protektionismus gegen Gazprom "am Ast sägt, auf dem es sitzt".

Miller selbst sitzt auf dem höchsten Wirtschaftsposten des Landes. Mit 400.000 Mitarbeitern ist Gazprom ein Staat im Staat. Und selbst wenn der größte Gasproduzent der Welt durch die Finanzkrise drei Viertel des Marktwertes eingebüßt hat: Weiterhin hängt Europa genauso an seinem Tropf wie das russische Staatsbudget.

Gazprom auf Vordermann zu bringen, hatte Putins Auftrag gelautet, als er den heute 46-jährigen Vater eines Sohnes 2001 zum Konzernchef ernannte. Dass die Wahl auf Miller fiel, erklärte Putin mit "Vertrauen". Schon in den 90er-Jahren gehörte Miller zu den wenigen engsten Freunden Putins. Mit ihm arbeitete er im Petersburger Stadtkomitee für wirtschaftliche Auslandsbeziehungen. Der notorisch loyale Miller wich fortan nicht mehr von Putins Seite. Als dieser in Moskau aufstieg, hielt er den engen Kontakt zu Miller.

Die Führungserfahrung in kleineren Unternehmen prädestinierte Miller eigentlich nicht für einen Großkonzern. Miller war eher der typisch neurussische Beamte. Aber überall erhielt der schüchtern wirkende Mann mit dem rotblonden Haar beste Bewertungen. Bei Gazprom wuchs Miller mit der Aufgabe, holte sich enge Vertraute ins Management. Mühte sich mit dem Investitionsprogramm. Biss sich an widerspenstigen Zulieferern in Zentralasien die Zähne aus. Und drehte Abnehmern wiederholt den Gashahn zu, wenn dies für gut befunden wurde.

Miller arbeitet wie verrückt, wird erzählt. Verdiente 2007 über 7 Mio. Dollar und kämpft gegen eine schwere Nierenkrankheit. Wenn sein Vertrag 2011 ausläuft, ist Miller gerade mal 49 Jahre alt. Entscheidend ist ohnehin der inoffizielle Vertrag: Dieser endet mit dem Pensionsantritt seines Mentors Wladimir Putin.

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