Lidl-Erpresser verurteilt

68-jähriger Rentner wegen räuberischer Erpressung der Discounter-Kette dreieinhalb Jahre hinter Gitter

HEILBRONN ap ■ Wegen Erpressung der Supermarktkette Lidl ist ein 68 Jahre alter Rentner vom Landgericht Heilbronn zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es am Freitag als erwiesen an, dass der geständige Mann zwischen April und November 2008 insgesamt sechs Erpresserschreiben an das Unternehmen schickte und zum Schluss 120.000 Euro forderte. Dabei drohte er dem Unternehmen mit der Vergiftung von Lebensmitteln. Tatsächlich wurde ein mit WC-Reiniger verunreinigtes Gurkenglas gefunden.

Das Gericht verurteilte den Mann wegen versuchter räuberischer Erpressung. Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre und drei Monate Gefängnis gefordert. Der Verteidiger verwies auf das Geständnis des Mannes und hob hervor, dass sein Mandant sich in einer ausweglosen Situation befunden habe. Seine Eltern und seine Schwester seien innerhalb kurzer Zeit gestorben.

Der Rentner sagte vor Gericht: „Ich wollte keinen vergiften. Ich wollte nichts Böses.“ Er habe den Discounter erpresst, weil er mit riskanten Spekulationsgeschäften an der Börse Geld verloren und bei seinem Kreditinstitut Schulden gehabt habe.

Nachdem Lidl auf die ersten Briefe nicht reagierte, erneuerte der Rentner laut Anklage mit einem Schreiben im Oktober seine Forderung und erklärte, er habe WC-Reiniger in Gurkengläser gefüllt und sie in Lidl-Filialen in Düsseldorf, Köln und Bonn deponiert. Lidl nahm daraufhin sämtliche Gurkenprodukte aus dem Sortiment der betroffenen Märkte und fand ein mit Reinigungsmitteln versetztes Glas.

Der Rentner wurde beim Versuch, ein von Lidl erpresstes Geldsäckchen auf einem Friedhof an sich zu nehmen, im November 2008 festgenommen.