Voigt gegen Pastörs

Sonderparteitag der NPD in Berlin: Löst Herausforderer Udo Pastörs den Parteichef Udo Voigt ab?

BERLIN taz ■ Am Wochenende wählt die NPD in Berlin ihren neuen Bundesvorsitzenden. Gegen den Bundesvorsitzenden Udo Voigt tritt der NPD-Fraktionschef von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, an. Die NPD-Führung befürchtet, dass der Parteitag am internen Streit scheitern könnte.

Seit Monaten zweifeln NPD-Kader an Voigts Führungsqualitäten. Bereits der Finanzskandal um den Exbundesschatzmeister Erwin Kemna belastete Voigts Ansehen. Der einst enge Vertraute von Voigt hatte über 700.000 Euro veruntreut. Auf dem Parteitag in Bamberg 2008 griff Pastörs deswegen bereits die Bundesführung an. Dieser Konflikt zwischen Voigt und Pastörs wurde durch eine Diskussion über die Zusammenarbeit mit den „Freien Kameradschaften“ (FK) befeuert. In der Zusammenarbeit sehen mache in der Partei das bemüht gemäßigte Image gefährdet. Einige Kameradschaften sind für den niedersächsischen NPD-Vize Andreas Molau zu gewaltbereit. Der Hamburger NPD-Chef und Bundesvize Jürgen Rieger beschimpfte prompt Molau als „Achteljuden“. Rieger befürwortet die Zusammenarbeit mit den Kameradschaften FK. Er hat enge Verbindungen zu Voigt. Dass Rieger Fruchtbarkeitsforschung betreiben will, um „Super-Arier“ zu züchten, stört Voigt nicht. Einige vermuten, weil Rieger der Partei großzügige Darlehen gibt. Erst in den vergangenen Wochen gelang es Voigt, die Ausbrüche seiner Parteimitglieder zu unterbinden.

Voigt und Pastörs traten zuletzt in Sachsen vor 200 Gästen zu einem Rededuell an. Dabei betonten Pastörs und Voigt, dass sie beide die Zusammenarbeit mit den Kameradschaften wollen. Auch der zentralen Parteistrategie von Voigt widersprach Pastörs nicht. Brachte doch Voigts Konzept, soziale Themen aufzugreifen und die kommunale Verankerung zu suchen, die Erfolge. Unter Voigt zog die NPD nach über dreißig Jahren wieder in Landtage, wurde zur mitgliederstärksten Partei in der rechten Szene. So wundert es wenig, dass über 30 Kreisverbände Voigt nominiert haben, Pastörs dagegen nur vier. Der Herausforderer betont aber: Ein personeller Neuanfang sei für die zukünftige Entwicklung dringend geboten. Glaubt man den Gerüchten, plant Pastörs, bei einer Niederlage mit der gesamten Mecklenburg-Vorpommern-NPD den Parteitag zu verlassen.

Die Presse kann diese Debatte nicht miterleben. Die Parteiführung entschied, dass Journalisten nur zu bestimmen Zeiten zugelassen sind – bei Vorlage des Presseausweises und eines privaten Passes. ANDREAS SPEIT