Neue Spiele gegen die Krise

KREATIVE LÖSUNG Eine Kunst-Aktiengesellschaft strebt ganzheitliche Werte an

Sind die wahnsinnig? In der Finanzkrise eine Aktiengesellschaft neu zu gründen, das braucht entweder eine geballte Ladung Naivität oder wirklich gute Ideen. Letztere scheint die Integrated Art AG zu haben. Die Gruppe will mit einer neuen Form von Aktien der Krise trotzen, indem sie effizient und spielerisch neue Werte belebt – im doppelten Sinn: finanziell und menschlich. Die Idee der AG ist es, Kunstwerke als Aktien auf den Markt zu bringen. Das AG-Manifest zeigt den ganzheitlichen Ansatz: Die Rede ist von Lebensfreude, Gesundheit, Ökologie und Liebe. Nebenbei werden Geldgewinne angestrebt, aber nicht als Selbstzweck, sondern für weitere Projekte.

Künstler Joy Lohmann (43): „Wir probieren nicht nur ein Finanzkonzept aus, sondern auch neue Kunstformen.“ Ein Beispiel ist Lohmanns Installation „Future Islands“, die zurzeit auf dem Maschsee in Hannover schwimmt: bepflanzte Inseln in Form der Kontinente. Sie sollen bald als Wanderausstellung weiterziehen. Warnlichter weisen auf Überflutungen hin, die wegen des Klimawandels erwartet werden. Alle Aktien der AG sollen Kunst und Öffentlichkeit verbinden. „Wir zeigen, dass Kunst, Kapital, Natur und Geist zusammengehören“, so Lohmann. Der Philosoph Maik Hosang (47) betont das spielerische Wesen der AG und sagt: „Die Idee ist, in allen Bereichen aus dem tiefsten Impuls des Herzens zu handeln.“ Ist das nicht utopisch als Ziel einer Aktiengesellschaft? „Sicher“, gibt Hosang zu, „und vielleicht nie ganz erreichbar. Aber es ist Zeit, es zu versuchen. Mit all dem heutigen Wissen sind die Chancen gar nicht so schlecht.“ Zumindest die Tiere haben die integrierte Kunst schon angenommen: Auf den „Future Islands“ nisten inzwischen Enten und Teichhühner. MARGARETE STOKOWSKI