Angst vor dem Abschluss

STUDIUM Alle sprechen über die Krise. Hat sie uns Studierende schon erreicht?

BERLIN taz | „Im Moment sieht es zappenduster aus“, erzählt Nadine Schmitz. Die 24-jährige Bachelorstudentin der Medieninformatik steckt mitten in ihrer Krise. Sie verlor ihren Nebenjob in einer IT-Firma. „Als ich aus dem Urlaub wiederkam, sagte meine Chefin nur: ‚Wir bekommen momentan leider keine Aufträge mehr.‘ Daher bin ich im Moment arbeitslos.“ Da Nadine sich erhofft, in der Firma noch mal arbeiten zu können, ist ihr Name geändert.

Die fehlende Arbeit stellt die Wahlberlinerin noch vor ein anderes Problem. Denn Praxiserfahrung, die man während des Studiums sammelt, sei viel wichtiger als das Masterstudium, bei dem man „nur unnötig Zeit verplempert“, so Nadine. Auch für viele ihrer Freundinnen sehe es momentan eher schlecht aus. Nadine und ihre Bekannten, die so schnell wie möglich arbeiten möchten, zeigen ein eher krisenuntypisches Verhalten. Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung hat in früheren wirtschaftlichen Schwächephasen beobachtet, dass Studentinnen eher dazu neigten, länger zu studieren. Und so lässt sich der Druck des Arbeitsmarkts noch etwas hinauszögern.

Krisen hinterlassen ihre Spuren auch langfristig auf dem Akademikerinnen-Arbeitsmarkt. Zum einen würden sich mehr Studierende einschreiben, so Ziegele. Zum anderen wählten Abiturientinnen die Studiengänge, die sichere Arbeitsplätze versprechen, wie zum Beispiel Lehramt. Idealismus und Überzeugung sollten jedoch bei der Wahl des Studienfachs das wichtigste Kriterium sein, rät Günter Stock von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Dann wäre auch das Studium erfolgreich und die Aussichten danach wären besser. DANIEL HADRYS UND JUDITH SEBASTIAN