„Das Urteil stützt sich auf vage Indizien und Vermutungen“

ANDREJ HOLM Der Soziologe befürchtet, dass nach dem Urteil weiter gegen ihn ermittelt wird

39, Soziologe, inzwischen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Frankfurt am Main tätig.

taz: Herr Holm, Sie waren bei der Urteilsverkündung als Beobachter im Gerichtssaal. Was sagen Sie zum Richterspruch im „mg-Prozess“?

Andrej Holm: Ich bin über Ausmaß und Begründung des Urteils ziemlich schockiert.

Wurden die Falschen verurteilt?

Ich kenne die drei ja nicht näher. Aber das Urteil stützt sich auf Vermutungen. Die Indizien, deren Zahl sich im Laufe des Verfahren noch deutlich verringert hat, sind sehr vage. Sie lassen nicht den Schluss zu, dass es keine andere Begründung etwa für Fingerabdrücke der Verurteilten auf gefundenen Papieren geben kann.

Sie selbst saßen 2007 in U-Haft, weil Sie zum angeblich anschlagsrelevanten Themenfeld Gentrifizierung arbeiten und Kontakt zu einem nun Verurteilten hatten. Was wurde aus den Ermittlungen gegen Sie?

Die sind noch nicht eingestellt.

Was liegt denn gegen Sie vor?

Das versuchen meine Anwältinnen auch herauszufinden. Wir haben bisher keine konkrete Begründung von der Bundesstaatsanwaltschaft bekommen. Klar ist, dass ich im Prozess als Beweismittel diente, auf das die Anklage aufgrund der vagen Indizienlage nicht verzichten konnte.

Sie waren Beweismittel?

Der Kontakt zu mir als einem anderweitig Beschuldigten wurde den drei Angeklagten als Belastung ausgelegt.

Sie rechnen also nicht mit einer schnellen Einstellung?

Das wäre überfällig. Aber nach dieser Urteilsbegründung habe ich wenig Hoffnung, dass das schnell passiert.

INTERVIEW: GEREON ASMUTH