Zapfsäulen mit Ökosiegel

NACHHALTIGKEIT Eine neue Verordnung soll zu mehr Transparenz führen

Ab Mitte 2010 soll Pflanzendiesel mit Ökosiegel angeboten werden – wie Biomilch im Supermarkt

BERLIN taz | Pflanzendiesel mit Ökosiegel an der Tankstelle – ab Mitte nächsten Jahres soll das Normalität werden wie die Biomilch im Supermarkt. Grundlage dafür ist die „Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung“, die ab 1. Januar 2010 in Kraft tritt und nach einer Übergangszeit ab Mitte des Jahres vollständig für alle Pflanzendiesel gelten soll.

Dann greift ein kompliziertes Zertifizierungssystem: Anbieter, etwa das „International Sustainability and Carbon Certification“ (ISCC) oder der Roundtable on Sustainable Biofuels (RSB) entwickeln Standards und Normen, um die Nachhaltigkeitskriterien umzusetzen. Damit müssen sie sich bei der Bonner Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) akkreditieren und können dann ein Siegel an die Produzenten vergeben.

Von den Anbietern beauftragte Prüforganisationen wie etwa der TÜV überwachen dann die Firmen. Wie bei den Lebensmitteln, bei denen etwa Demeter, Naturland oder Bioland ihre Ökosiegel vergeben, wird es also auch beim Sprit verschiedene Labels geben. Kriterien für Nachhaltigkeit sind, dass keine Kohlendioxidsenken wie Wälder oder Torfmoore in Ackerflächen umgewandelt werden, ebenso wie Flächen mit einer hohen Artenvielfalt.

Ob Kraftstoffe aus Pflanzen tatsächlich nachhaltig sind, bleibt aber umschritten. Hersteller wie etwa der Leipziger Biodieselproduzent Verbio berufen sich auf seriöse Studien, etwa auf die des Heidelberger Ifeu-Instituts, die dem Leipziger Rapsdiesel bescheinigen, 80 Prozent weniger CO2 freizusetzen als fossiler Diesel.

Das sei zwar richtig, sagt Guido Reinhardt vom Heidelberger Ifeu-Institut. Doch sage diese Zahl nicht viel über die wirkliche Klimabilanz des Biodiesels aus und auch nichts darüber, wie viel Kohlendioxid mit anderen Verfahren einzusparen gewesen wäre. Eine vielfach bessere Klimabilanz als Biodiesel habe etwa Ethanol aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr. Ganz generell sei es sinnvoller, aus Biomasse Wärme und Strom zu erzeugen. Zum Beispiel sei es effizienter, das mit Diesel identische Heizöl gänzlich durch das Verbrennen von Holzschnitzeln zu ersetzen und die „frei werdende“ Menge dann in die Tanks zu füllen. HOL