Geflohene suchen Asyl in Niger

NIAMEY/NEW YORK/TRIPOLIS dapd/dpa | Einer der Söhne des bisherigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi und drei Generäle des Regimes haben sich in Niger um politisches Asyl bemüht. Die nigrische Regierung hatte am Wochenende bestätigt, dass Saadi al-Gaddafi die Grenze überquert habe. Er befinde sich inzwischen wie die drei Generäle in Niamey, sagte Regierungssprecher Marou Amadou in der Nacht zum Mittwoch.

Bei den Generälen handelt es sich um den Befehlshaber von Gaddafis Luftwaffe und zwei seiner Regionalkommandeure. Sie wollen in Niger politisches Asyl für sich und andere Mitglieder des zusammengebrochenen Regimes erwirken. In dem Land befinden sich nach Regierungsangaben etwa 30 Vertreter des ehemaligen Regimes beziehungsweise deren Angehörige.

Ein Rebellenführer aus Niger, der aufseiten Gaddafis kämpfte, sagte, die Kommandeure seien ins Nachbarland geflüchtet, nachdem der Kontakt zu Gaddafi vor dreieinhalb Wochen abgebrochen sei. Die Eroberung von Tripolis durch die Aufständischen führte Rebellenführer Aghaly Alambo auf einen Verrat zurück: Der Sicherheitschef der Hauptstadt sei bereits Wochen zuvor zu den Rebellen übergelaufen, habe die Verteidigung von Tripolis aber weiter geleitet.

Die libyschen Rebellen fordern von Niger, dass Vertreter des Regimes wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Niger hat sich bisher lediglich zur Auslieferung von drei vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Regimemitgliedern bereit erklärt: von Gaddafi, seinem Sohn Seif al-Islam und Gaddafis Geheimdienstchef. Vermutlich hält sich keiner der drei in Niger auf.

Der Nationale Übergangsrat will das Land künftig bei den Vereinten Nationen vertreten. Die Führung der Rebellen habe hierzu einen Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon geschickt und um Weiterleitung an die Vollversammlung gebeten, sagte deren neuer Präsident Nassir Abdulasis al-Nasser. Bislang wird Libyens UN-Sitz noch von der Regierung des früheren Machthabers Gaddafi gehalten.

Aus der von den Rebellen belagerten Wüstenstadt Bani Walid floh unterdessen die Hälfte der Bevölkerung. Der Übergangsrat hatte sie über das örtliche Radio ausdrücklich dazu aufgefordert, berichtete der Nachrichtensender al-Dschasira am Mittwoch. Bani Walid, eine der letzten Hochburgen der Truppen Gaddafis, wird seit fast zwei Wochen von Rebellenmilizen belagert. In der Stadt werden 700 bis 1.000 Gaddafi-Kämpfer vermutet. Die Belagerer haben bislang keinen Großangriff begonnen. Am Rand der Stadt kam es aber immer wieder zu heftigen Gefechten zwischen Stoßtrupps der Rebellen und Gaddafi-Getreuen.