Ein menschelnder Auftritt, der keinen begeistert

REAKTIONEN In der Union müht man sich, den Fernsehauftritt Christian Wulffs zu loben, in der Opposition reißt die Kritik an ihm nicht ab

„Merkel kann mit dieser Erklärung nicht zufrieden sein – sie muss Stellung nehmen“

STEFFI LEMKE, GRÜNE

BERLIN dapd/dpa/taz | Der Fernsehauftritt Christian Wulffs am Mittwochabend im Öffentlich-Rechtlichen war mit Spannung erwartet worden, die Reaktionen darauf waren gemischt. „Ich bin sicher, dass Christian Wulff damit erfolgreich Vertrauen in der Bevölkerung zurückgewinnen wird“, kommentierte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner sprach von einem „menschlichen Auftritt“ des Bundespräsidenten.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte beim Fernsehsender Phoenix, Wulff habe in der Diskussion um seinen Hauskredit „ein hohes Maß an Transparenz dargestellt“. Dies sei „der richtige Weg, um das Thema jetzt auch dauerhaft zu beenden“.

Nicht alle Stimmen innerhalb der Koalition waren jedoch gleichermaßen positiv. Insbesondere wurde von Wulff eingefordert, neu aufgekommene Fragen nach dem genauen Inhalt der Mailboxnachricht aufzuklären. So sagte die stellvertretende FDP-Chefin Birgit Homburger im Deutschlandfunk, die Unstimmigkeiten zu dem Anruf müssten ausgeräumt werden.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, sagte: „Der Bundespräsident hat seine Glaubwürdigkeit verloren.“ Die deutsche Öffentlichkeit müsse mit ansehen, „wie der Bundespräsident sich von einer Selbstrechtfertigung zur nächsten schleppt“. Oppermanns Parteikollege Torsten Albig, der Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein im Mai, sagte in der Welt: „Politiker des Typs Guttenberg oder Wulff streben Ämter an, um aus ihnen Nutzen zu ziehen“.

Die Grünen forderten ein Statement der Bundeskanzlerin: „Merkel kann mit dieser Erklärung nicht zufrieden sein. Wir erwarten, dass sie dazu Stellung nimmt“, so Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. Merkel selbst schwieg am Donnerstag.

Linken-Chefin Gesine Lötzsch meinte: „Der Bundespräsident hat ein gestörtes Verhältnis zur Presse, zur Wahrheit und zum Geld.“ GOR