Jurist über Sterbehelfer in den Niederlanden: "Viele haben sich spontan gemeldet"

Nicht alle Hausärzte leisten Sterbehilfe. Der Jurist Jan Suyver hat deshalb Ärzte-Pfleger-Teams aufgebaut, die als Sterbehelfer unterwegs sein werden.

Sind die gesetzlichen Kriterien erfüllt, darf der Patient zu Hause sterben. Bild: willma... / photocase.com

taz: Herr Suyver, Sie haben ab März sechs mobile Teams aus einem Arzt und einer Krankenschwester oder einem Krankenpfleger im Einsatz. Wie sieht die Arbeit dieser Teams konkret aus?

Jan Suyver: Man kann eine Euthanasieanfrage per E-Mail oder telefonisch an unser Büro in Den Haag richten. Erfüllt der Patient mit dem Wunsch um Sterbehilfe die gesetzlichen Vorschriften, dann sucht ein Team den Patienten auf.

Was geschieht dort?

Das Team führt so viele Gespräche wie nötig mit dem Patienten. Außerdem wird der Klinikarzt das medizinische Dossier des Patienten einsehen und er wird Kontakt zu dem Arzt suchen, der keine Euthanasie ausführen wollte, um die Gründe zu erfahren. Sind die gesetzlichen Kriterien erfüllt, wird unser Arzt die Sterbehilfe zu Hause beim Patienten ausführen.

Werden die Hausärzte mit Ihnen sprechen wollen?

Wenn ein Arzt prinzipiell wegen seines Glaubens oder Gewissens gegen Euthanasie ist, macht es wenig Sinn. Sollte er jedoch aufgrund mangelnder Erfahrung, aus Unkenntnis der gesetzlichen Lage oder aus Angst vor Strafverfolgung Sterbehilfe verweigern, dann nehmen wir an, dass der Hausarzt an einem Gespräch interessiert sein wird.

ist Vorstandsvorsitzender der selbstständigen Stiftung "Levenseindekliniek". Der Juris war 12 Jahre Vorsitzender einer der fünf Euthanasie-Prüfungskommissionen der Niederlande.

War es einfach, Ärzte und Krankenschwestern zu finden?

Ja, viele Menschen haben sich spontan gemeldet. Sterbehilfe ist eine schwierige Aufgabe.

Wie ist es für die Pfleger und Ärzte organisiert?

Die Ärzte und Pfleger arbeiten hier maximal einen Tag in der Woche. Dies in Vollzeit zu tun, finden wir nicht zu verantworten.

Welche Menschen machen diese Arbeit?

Wir nehmen nur Personen, die mindestens 15 Jahre Berufserfahrung und starke kommunikative Fähigkeiten haben. Alle haben Erfahrung mit Euthanasie. Ein Team kann ungefähr zwei Patienten im Monat betreuen. Ab der zweiten Hälfte 2012 sollen in der Klinik ein paar Betten zur Verfügung stehen.

Wie lange soll ein Klinikaufenthalt dauern?

Rund drei Tage für die Ausübung der Sterbehilfe.

Erwarten Sie Proteste gegen die Klinik?

Nein. Wir haben das Euthanasiegesetz seit zehn Jahren und das Gesetz funktioniert gut. Ich möchte betonen, dass wir eine zusätzliche Möglichkeit binnen des Gesetzes anbieten.

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