Mein gutes Leben, Teil I

Sieben Tage Backstube, Pädagogik, Kultur, aber ganz ohne Chef

Zwei Uhr fünfundfünfzig. Der Wecker klingelt. Morgen fahre ich nach Berlin, um die Geno-taz mitzumachen. „Ist das hier das gute Leben?“, schießt mir da trotz der Zeit durch den Kopf. Kurz zum Waschbecken und aufs Klo, dann anziehen und langsam rüber in die Backstube. Auf dem Weg ereilt mich schon die erste Ahnung: „Uh, was für ein Sternenhimmel, ah, was für ein klares Lüftchen, hmm, diese Ruhe …“ Spätestens wenn meine Kinder kommen, um ihre Brötchen zu holen, bin ich mir wieder sicher: Wo bin ich näher dran an dem, was mir wichtig ist, wo kann ich flexibler agieren und reagieren und vor allem: Wo kann ich effektiver üben, ein Mensch zu sein unter Menschen, als hier? Sechs Menschen, Landwirtschaft, die Backstube, Pädagogik, Kulturveranstaltungen, auch nur sieben Tage pro Woche und keinen Chef – okay, das bringt Stress und zusätzliche Arbeit, aber auch echte Intimität.

Und man kann mal weg … zur taz.

Roland Lübbertsmeier, 38, Bäcker, Bauer und Kulturbeauftragter aus Loßburg-Schömberg, taz-Genosse seit 2012