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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

China ist ja momentan ein Thema. Wegen Tibet und Olympia. Aber auch, weil uns die dort praktizierte Mischung aus Kommunismus und Turbokapitalismus nicht ganz geheuer ist. Weil chinesische Waren auf westliche Märkte schwappen und gleichzeitig das Gesicht Chinas mit seinen Metropolen-Skylines immer westlicher wird. Die Dramatikerin und Regisseurin Gesine Danckwart, die ja immer mal wieder gern ihre Finger in zeitgenössische Wunden legt, hat sich mit Susanne Vincenz in ihrem neuen Theaterabend „Ping Tan Tales“ der Chinoiserien unserer Tage und der Frage nach Identität im Zeitalter globaler Warenströme angenommen und zwar anhand von zwei Straßen: der Berliner Herzbergstraße mit ihren Autowerkstätten und China-Imbissen, asiatischen Import-Export-Läden, und der Ping Jiang Road im chinesischen Suzhou mit neu renovierten, leeren Fassaden, die darauf warten, mit westlichen Waren gefüllt zu werden. Die Folgen der Globalisierung für Identität und Individuum verhandelt auch die zweite Staffel des interkontinentalen Telefonprojekts „Call Cutta“ von Rimini-Protokoll im HAU 1 – ein Theaterstück für jeweils zwei Zuschauer, die im Stundentakt zwischen 14 und 19 Uhr im gegenüberliegenden Willy-Brandt-Haus Teil einer globalen Konferenzschaltung und Geschichtsentwicklung werden. Im HAU 3 treten vom Donnerstag bis Sonntag in einer konzertierten Aktion noch einmal die Sieger des Freien-Theater-Wettbewerbs 100° auf. Und weil auch die Architekten der Globalisierung, die Manager nämlich, gelegentlich nicht nur erholungs-, sondern mitunter gar erlösungsbedürftig sind, muss man ihnen gelegentlich Handy und Computer wegnehmen. Selbiges und noch mehr geschieht mit Herrn Steinke, dem Protagonisten in Oliver Bukowskis Komödie „Steinkes Rettung“, die am Donnerstag im Theater 89 Premiere hat.

„Ping Tan Tales“: Sophiensæle, ab Do.

„Call Cutta“: HAU 1 (Willy Brandt Haus) ab Mi.

The Best of 100°: HAU 3, Do.–So.

„Steinkes Rettung“: Theater 89, ab Do.