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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Familienfeiern haben natürlich immer ein mörderisches Potenzial, auch wenn Oma schon 95 wird. Wenn der Geburtstag dann noch in die gleiche Zeit wie das Begräbnis eines Schulfreundes fällt, ahnt man: Das wird nicht lustig. Damit ist ungefähr das Szenario umrissen, das der junge Dramatiker Ewald Palmetshofer für sein finsteres Familiendrama „hamlet ist tot. keine schwerkraft“ wählte, das ihn dieses Jahr zum Shootingstar unter den deutschsprachigen Dramatikern machte. Mittwoch und Donnerstag gastiert Felicitas Bruckers Wiener Uraufführung des Stücks im Maxim Gorki Theater. Ein blutiges Familiendrama im weiteren Sinn ist auch der Balkankonflikt gewesen. „Das Pulverfass“ heißt ein Stück des 39-jährigen mazedonischen Dramatikers Dejan Dukowski, das vor zwölf Jahren in Skopje uraufgeführt wurde und den Wahnwitz zum Prinzip gemacht hat. Nun hat sich der Regisseur Dimiter Gotscheff das Drama noch mal zur Brust genommen und es mit Fachkräften wie unter anderen Samuel Finzi einstudiert. So eröffnet „Das Pulverfass“ am Donnerstag im Haus der Berliner Festspiele die neue Saison der Spielzeit Europa, musikalisch unterwandert vom Sandy Lopicic Orkestar. Nicht gerade optimistisch ist auch das neue Stück des libanesisch-französischen Autors Wajdi Mouawad „Der Sonne und dem Tod kann man nicht ins Auge sehen, das der französische Regisseur Dominique Pitoiset jetzt an der Schaubühne inszeniert. Es bürstet die antike und sehr eurozentristische Mythologie gegen den Strich und legt frei, was dort schon immer vergraben war: Schuld, Verstrickung und Gier. Mit dem fortdauernden Nachbeben der Antike im Gedächtnis der Kultur des Abendlandes hat sich auch der Kunsthistoriker Aby Warburg befasst. Ihm hat die Performance-Künstlerin Lindy Annis ihren neuesten Abend gewidmet: „Warburg’s Memo“, ab Freitag im HAU 3.

„hamlet ist tot“: Maxim Gorki Theater, Mi./Do.

„Das Pulverfass“: Haus der Berliner Festspiele, 23.–31. 10.

„Der Sonne und dem Tod …“: Schaubühne, ab Fr.

„Warburg’s Memo“: HAU 3, 24.–26. 10.