WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Du hast mir die Pfanne versaut, du Spiegelei des Terrors!“, faucht der Titel von René Polleschs neuem Theaterstück dem neuen Jahr ins Gesicht. Dessen Fragestellung ist wie immer komplex und hängt mit den Pollesch-üblichen Erkundungen der Zusammenhänge von Kapitalismus und Subjektverstümmelung zusammen, wobei diesmal noch Fragen der Liebe beziehungsweise ihres vorzeitigen Endes hinzukommen werden. Polleschs erneuter Versuch, das Schweigen des Kapitalismus zu brechen, ist ab Mittwoch in der Volksbühne zu begutachten. Am Donnerstag kommt auf der Studiobühne des Deutschen Theaters box & bar eine Bühnenversion von Ingmar Bergmans Klassiker „Persona“ heraus, die Geschichte einer Schauspielerin, die in ihrer Rolle als Elektra verstummte und von ihrem Arzt mit einer Krankenschwester in dessen Sommerhaus auf die Insel Farø geschickt wird. Und während die Krankenschwester redet, schweigt die Schauspielerin weiter, kehrt sich also das Verhältnis der Rollen um. Philipp Reuß erzählt diese Geschichte zum ersten Mal auf dem Theater, in deren Verlauf noch andere Gewissheiten zerbrechen. Schwere Themen also gleich am Jahresanfang, womit der Beweis erbracht ist, dass die Welt (und das Theater) auch im neuen Jahr immer noch die Alten sind. Schwer wiegt auch, was Hans-Werner Kroesinger in seinem neuen Theaterabend verhandelt, den Völkermord in Ruanda nämlich, wo 1994 in drei Monaten fast eine Million Menschen abgeschlachtet wurden, und zwar unter den Augen einer UN-Blauhelm-Truppe. In „Ruanda Revisited“ geht der Dokumentarist Kroesinger der Sache im HAU 3 noch einmal auf den Grund. Im HAU 1 hat morgen außerdem das neue Stück von Gesine Danckwart „Auto“ Premiere, von der Dramatikerin höchstselbst in Szene gesetzt, die das Krisenkind Auto näher ins Visier genommen hat.

„Du hast mir die Pfanne versaut …“: Volksbühne, ab Mi.

„Persona“: DT Box & Bar, ab Do.

„Ruanda Revisited“: HAU 3, 8.–13. Januar

„Auto“: HAU 1, 7.–12. Januar