WOCHENÜBERSICHT: KONZERT
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Musik. Hübsche Sache. Da hat man sich ja angewöhnt, erst einmal darauf zu schauen, ob der Gitarrist auch die richtigen Socken zu seinem Solo trägt. Allein schon über die Frage, ob so ein Solo überhaupt noch zeitgemäß ist oder gerade wieder, kann man manchen Nachmittag durchstreiten. Was ja Musik eben ausmacht: Unterhaltung. Ein netter Zeitvertreib. Material für Distinktionsgewinn. Musik ist so viel mehr als nur Musik, und dafür muss man noch nicht mal auf sie hören. Weil man das doch gar nicht aushalten würde, wenn sie einen immer wirklich angeht. Aber manchmal ist Musik halt auch Musik, die gerade deswegen ein emphatisches Erlebnis sein kann, das einem allerdings wirklich nicht so oft gegönnt wird. Trotzdem. Darum geht es, das will man haben, da will man wieder hin, zu dieser Musikmusik, wie sie beispielsweise das Sun Ra Arkestra mit einem machte, wenn einen der Meister mit einem irrwitzigen Synthesizersolo hinaus ins Weltall katapultierte, wo man plötzlich, tja, doch, Gott sehen konnte. Als Musik, in der Musik. Nun muss allerdings zugegeben werden, dass Sun Ra nicht bei jedem funktioniert (seine persönliche Musikmusik muss man schon für sich finden), und Sun Ra selbst hat sich ja längst wieder auf den Saturn zurückgezogen (für musikalische Agnostiker ist er am 30. Mai 1993 schlicht verstorben). Sein Vermächtnis aber gibt es weiterhin, mit dem Sun Ra Arkestra: Das Freejazz-Orchester spielt am heutigen Freitag im A-Trane. Als Intensitätsmusik ist der Jazz sowieso ein hilfreiches Sprungbrett für die Musikmusik (um einmal dabei zu bleiben). Möglich vielleicht am Samstag bei der Fortsetzung des „Discover US“-Festivals im Babylon Mitte mit dem World Saxophone Quartet, und Jamaaladeen Tacumas Coltrane Configuration lotet neu in der Musik John Coltranes, der doch gleich neben Sun Ra in diesem Musikhimmel sitzt.

Sun Ra Arkestra: A-Trane, Fr, 22 Uhr

World Saxophone Quartet u. a.: Babylon Mitte, Sa, 20 Uhr. 25/20 €